Reisetagebuch Hitzacker 2020

Tag 1 - 27.06.

Es ist heiß! Zu heiß! Deshalb entschließen wir uns früh aufzubrechen und schaffen es tatsächlich Roikier gegen halb neun zu verlassen. Auf - dank der Sperrung der B 205 - teilweise neuen Pfaden geht unsere Reise in den Süden nach Hitzacker, wo uns neben tropischen Temperaturen auch hoffentlich wieder viele verschiedene Fotomotive erwarten. Während Clemens es hauptsächlich auf Raubvögel und Störche abgesehen hat, will Annika weiter in die Makrofotografie (Insekten, Spinnen und Co.) eintauchen. Spyke will wie immer einfach dabei sein und vielleicht das eine oder andere Mal seine Pfoten ins Wasser halten.

Die Fahrt ist dank Klimaanlage kurzweilig und erträglich. Zudem werden wir in der Region um Bleckede von den ersten Störchen begrüßt. Viel los ist auf den Felder neben den Straßen allerdings nicht, da die Außentemperatur locker die 33° C erreicht hat und kein Lüftchen geht. Wem kann man da den Müßiggang verdenken?! Wir merken uns die feuchten Wiesen allerdings für die nächsten Tage vor, weil man hier gute Bilder aus dem Autoansitz realisieren kann.



Nach der Ankunft am Mittag wird wetterbedingt erst einmal ein kleines Päuschen eingelegt und am Nachmittag dann das Fotorevier inspiziert. Zum wiederholten Mal haben wir im Hotel zur Linde eingecheckt, einer gemütlichen Unterkunft, nur wenige Gehminuten von Elbe und Jeetzel mit ihren Wiesen und Ufern entfernt. Neben springenden Karpfen im Wasser sind drum herum zahlreiche Insekten unterwegs, da vor allem verschiedene Libellenarten.



Nach dem Abendessen in der Inselküche, einem charmanten Restaurant direkt an der Elbe mit guter italienischer und regionaler Küche, geht es zurück ins Hotel und zügig zu Bett. Am nächsten Tag soll es schon früh losgehen.

Tag 2 – 28.06.

Er tut es wirklich! Der Wecker! Er klingelt! Um 4 Uhr morgens!! Nach sehr wenig Schlaf (den hohen Temperaturen, feiernden Jugendlichen unter unserem Fenster und dem hiesigen Hang zum Tunen von Fahrzeugen sei Dank), ziehen wir noch vor Sonnenaufgang an die Jeetzel, wo wir als erstes von einem vorbeischwimmenden Biber „begrüßt“ werden (kein Foto, da a) zu schnell und b) noch zu dunkel). Im Gegensatz zu uns ist die Tierwelt schon recht munter. Störche, Silberreiher und Schwäne lassen sich blicken, dazu auch ein paar Enten und sogar ein Reh. Die Insekten hingegen sind etwa so taufrisch wie Annika, was letztere auszunutzen versucht und ihr Makroequipment auspackt. Das Ergebnis ist so lala – aber morgen starten wir ja einen neuen Versuch.


Kurz vor sechs kuscheln wir uns nochmal in unsere Betten und schlummern dem Frühstück entgegen.

Frisch gestärkt und mit reichlich Kaffee intus machen wir uns am Vormittag auf nach Göhrde, genauer gesagt zum Naturum Göhrde, wo wir auf den Spuren des Hirschkäfers einen ca. 5km langen Waldlehrpfad erwandern und auf unsere Sensoren bannen wollen. Der Gastgeber persönlich – der Hirschkäfer – lässt sich zwar trotz intensiver Suche nicht blicken, aber an den verschiedenen Stationen (Tipp: im Waldmuseum am Anfang des Weges unbedingt ein Begleitheft erstehen!) erfahren wir sehr viel über die nachhaltige Waldwirtschaft in dem Gebiet und sind beeindruckt von den alten Eichen, die diesen Wald prägen. Schön ist auch, dass wir von einem noch sehr jungen Buntspecht begrüßt werden, der gleich am Anfang unseres Weges am Baum neben uns sitzt. Der Waldlehrpfad vom Naturum Göhrde ist eine echte Empfehlung!


Nach der Rückkehr ins Hotel ist wieder einmal Mittagspause angesagt. Die Nacht war doch recht kurz und die Temperatur bei entsprechend hoher Luftfeuchtigkeit nur bedingt angenehm.

Am frühen Abend geht es dann über einen kleinen Umweg zum Hitzacker Hafen an die Elbterrassen nach Wussegel. Bei einem traumhaften Blick über die Elbe genießen wir unser Abendbrot – Rumpsteak für Clemens, Matjes für Annika. Noch ein Eis zum Nachtisch gibt es dann von der Eisdiele am Marktplatz in Hitzacker. Auf dem Rückweg sehen wir zahlreiche Störche und auch einige Greifvögel.


Da wir inzwischen zu überzeugten Frühaufstehern geworden sind (Scherz!), beschließen wir morgen früh noch einmal zum Sonnenaufgang an die Jeetzel zu gehen. Deshalb findet der heutige Tag auch ein relativ frühes Ende. Gute Nacht und bis morgen...

Tag 3 - 29.06.

Der böse Wecker tut es schon wieder: Er klingelt um 4 Uhr früh! Das Packen der notwendigen Ausrüstung geht allerdings schon etwas schneller als am Vortag. Routiniert suchen wir wieder die Orte auf, die sich als vielversprechend erwiesen haben. Das Timing stimmt, punktgenau mit unserer Ankunft schaut auch wieder „unser“ Biber vorbei, Diesmal hat er sogar Verstärkung mitgebracht. Ansonsten ist es ruhiger als gestern.

Der Sonnenaufgang fällt etwas dezenter aus und auch die Tierwelt macht sich etwas rar. Einige zeigen sich dann aber doch. Neben einem Reh und einem Storche gibt sich die Insektenwelt ihr Stelldichein. Nach einigem Kampf mit der Technik (Geduld gehört nicht unbedingt zu ihren Stäken – schon gar nicht zu nachtschlafender Zeit…), kann Annika daher Libellen, Spinnen und Co. Im Großformat auf den Sensor bannen.


Vor dem Frühstück gibt es noch schnell eine erste Fotosichtung und die ein oder andere Stunde Schlaf. Anschließend machen wir uns dann auf nach Walmsburg in das Deichvorland der Elbe. Die Sonne lacht vom Himmel und die Temperaturen haben sich auf angenehmere 24°C abgekühlt. Auf den Feldern steht gerade die Maht an, was insbesondere Weihen und Milane zum Buffet einlädt. Zudem tummeln sich Schmetterlinge unterschiedlichster Arten auf den noch blühenden Wiesen. Auch ein Schachbrettfalter war dabei, der leider eine solche Hektik an den Tag legte, dass kein brauchbares Foto von ihm entstanden ist.

Zwischendurch wurde eine Badepause am Elbstrand eingelegt, die allerdings nur der Hund genutzt hat – dafür aber sehr ausgiebig. Auf dem Rückweg konnte wir einige Singvögel beobachten, unter anderem Rohrammern und eine Wachholderdrossel, und eine Gruppe von sieben Störchen folgte einem mähenden Trecker in gefährlich nahem Abstand. Die rund 5km waren abwechslungsreich und kurzweilig.

Nach einer kleinen Siesta im Hotel (das frühe Aufstehen machte sich dann doch bemerkbar), ging es weiter auf Storchensuche rund um Bleckede. Die Plätze, die sich im Vorjahr als beliebte Tummelorte gezeigt haben, sind dieses Jahr allerdings verwaist. Etwas frustriert kehren wir nach Hitzacker zurück und sorgen erst einmal für unser leibliches Wohl.

Die anschließende Tour zum Elbdeich in Wussegel ist dann umso erfreulicher. Zahlreiche Schwalben sitzen adrett auf Büschen neben einer Mole und die untergehende Sonne taucht die Flusslandschaft in goldenes Licht – Kitsch pur! Die Frage, ob wir noch auf den vollständigen Sonnenuntergang warten sollen, wird uns dann aber von einer aufziehenden Wolkenfront abgenommen. Stattdessen posieren auf dem Rückweg noch zwei Störche direkt neben der Straße auf einer Kuhweide. Glücklich und mit gefüllten Speicherkarten treten wir den Rückweg an.

Tag 4 – 30.06.

Am Abreise Tag ist endlich Ausschlafen angesagt – der Wecker klingelt erst um acht. Schnell werden die Sachen gepackt, denn auch der letzte Tag soll schließlich ausgenutzt werden. Wieder steht das Deichvorland auf dem Programm, diesmal bei Radegast. Heute lässt sich die Sonne nicht blicken, dennoch ist es angenehm warm und vor allem trocken. Auch wenn die Landschaft der gestrigen sehr ähnlich ist, so finden wir doch eine völlig andere Tierwelt vor. Zahlreiche Rehe tummeln sich auf den Feldern und lassen uns zum Teil auf gute Fotodistanz heran. Auch Graugänse sehen wir und wundern uns über das plötzlich panikartige Auffliegen. Der Grund ist ein unerwarteter. Und das Unerwartete ist oft das Spannendste! Eine Seeadlerfamilie zieht über den Feldern ihre Kreise und hätte wohl nichts gegen einen Gänsebraten einzuwenden gehabt. Auch hier gelingen ein paar gute Fotos. In vollem Bewusstsein, dass der Tag nun nicht besser werden kann, treten wir schließlich die Heimfahrt an, sind uns aber sicher: Hitzacker und Hotel Zur Linde – wir sehen uns wieder! 


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