Reisetagebuch Lüneburger Heide 2020

23.08. Anreise

Nach Sichtung der Fotos von Clemens im letzten Jahr stand lange fest, dass die Heideblüte auch mal ein gemeinsames Fotoziel werden muss. Da Inlandsreisen dank Corona derzeit hoch im Kurs stehen, wird kurzerhand ein Aufenthalt in Niederhaverbeck in der Nordheide zur besten Blütezeit gebucht. Mit an Bord - neben all dem was der Fotoschrank so hergibt - ist natürlich auch wieder Spyke, der sich immer über ein paar katzenfreie Tage freut.

Bei mäßigem Wetter kommen wir pünktlich am Vormittag los, um gerade noch rechtzeitig den eineinhalbstündigen Stau vor dem Elbtunnel zu erreichen. Aber nach dreieinhalb Stunden Fahrzeit erreichen wir endlich die ersten Heideausläufer. Da wir erst später im Hotel Haverbeck Hof einchecken können, entschließe wir uns für einen ersten kleinen Rundgang in der Behringer Heide. Erstaunlich, wie viele Menschen die gleiche Idee hatten… doch ein kräftiger Regenschauer sorgt dafür, dass wir einen Parkplatz bekommen und die Menschenmenge auf den Wegen überschaubar bleibt. Spyke, der von der Autofahrt nicht sehr begeistert ist, kann sein Glück kaum fassen, als er die Landschaft erblickt und lässt sich im Überschwang der Gefühle sogar das ein oder andere Mal ablichten.


Weiter geht es zum Hotelanlage, einer Gruppe reetgedeckter Fachwerkhäuser wie aus dem Bilderbuch inmitten der Heidelandschaft. Hier angekommen beziehen wir kurz das Zimmer und machen uns dann auf zu einer ersten Erkundungstour entlang des Wildbienenpfades. Bereits nach wenigen Metern verweilen wir erstmal unter einer großen Eiche, um zunächst den sturzbachartigen Regen abzuwarten. Anschließend geh es einen mit reichlich Schautafelns bestückten Sandweg durch Wacholdersträucher, Eichen, Birken und natürlich viel Heide. Sowohl das sich wieder verschlechternde Wetter als auch der Hunger treiben uns nach gut einer Stunde aber bereits wieder gen Unterkunft.


Dort angekommen, gibt es erstmal ein zünftiges Abendessen: Kartoffelsuppe mit Heidschnuckenknacker, Heidschnuckenragout mit Bohnen und Spätzle und zum Abschluss Beerenkompott mit Vanilleeis (Clemens) und Brownie mit Joghurteis und Heidelbeeren (Annika). Zum Hauptgericht gibt es Detmolder Thusnelda, ein sehr leckeres und süffig-fruchtiges Pils. Das und der erneut kräftig einsetzende Regen erleichtern uns auch die Entscheidung, ob wir nochmal auf größere Erkundungstour gehen oder uns lieber im Zimmer häuslich einrichten – schließlich will ja auch das Tagebuch geschrieben werden.

24.08.2020

Um halb sechs klingelt der Wecker. Ein Blick aus dem Fenster sagt uns aber schnell – wir können uns ruhig noch einmal umdrehen. Also wird bis kurz vor sieben noch einmal weitergeschlummert. Da der Wetterbericht für den weiteren Tag nichts Gutes verheißt, machen wir uns gleich auf zum Frühstück (wir sind tatsächlich die ersten am Buffet) und machen uns anschließend auf in Richtung Pietzmoor, solange es noch regenfrei sein soll.

Dies erweist sich auch als weise Entscheidung, da es hier am frühen Vormittag noch verhältnismäßig leer ist. Dank Corona hat man den ca. 4,8 km langen Rundweg über Bohlen und durch die Heide zu einer Einbahnstraße ernannt, so dass es auf den schmalen Wegen keinen Gegenverkehr gibt – auch sehr angenehm. Im Pietzmoor treffen wir gleich eine alte Bekannte, die Wespenspinne. Also heißt es: Kamera raus, der Spaß beginnt! Leider haben alle angetroffenen Exemplare ihr Netz so aufgespannt, dass sie uns nur ihre Bauchseite präsentieren. Da jedoch auf der anderen Seite die Moortümpel beginnen, beschließen wir, uns mit diesem Angebot zu begnügen. Auch eine Gemeine Binsenjungfer sitzt schon auf einem Grashalm parat für die Session. Ansonsten hält sich die Tierwelt eher zurück. Kein Wunder bei dem zunehmenden Besucherandrang und den zeitweise einsetzenden Regenschauern. Aus der Ferne sehen wir dann noch eine große Schnuckenherde samt Schäfer und -Hunden. Der Abstand ist aber zum Fotografieren bei Weitem zu groß.


Da es ja doch etwas früh war, geht es erstmal zum Fotosichten ins Hotel. Nach kurzer Pause und einem erneuten Blick aus dem Fenster (Sonne!!) beschließen wir, uns auf eine kleine Wanderung rund um die Haverbeeke zu begeben. Dieser Rundweg startet direkt an unserem Hotel und ist ca. 3,5 km lang, also gut geeignet, um sich noch etwas Hunger für das ausstehende Abendessen zu verschaffen. Der Weg geht immer wieder durch Heidelandschaft und bietet das ein oder andere gute Motiv.


Auf der Hälfte des Weges angekommen, an einer Stelle, wo es so gut wie keine schützenden Bäume gibt, bricht der Starkregen dann über uns herein. So suchen wir immer wieder einen Baum als Unterschlupf auf und gehen in Etappen weiter, sobald der Regen etwas schwächer wird. So nähern wir uns Stück für Stück und komplett durchnässt wieder unserem Hotel. Dabei sind die Sandwege teilweise 15 cm hoch überschwemmt. Erst nach einer heißen Dusche und trockener Kleidung hebt sich die Stimmung wieder etwas. Dafür lockt die Aussicht auf ein leckeres Abendbrot im „Schäferhof“.


Dieser hält dann auch was er verspricht: mit Frischkäse gefüllte Röllchen vom Heidschnuckenschinken, Schnuckenbraten in Wildjus und leckeren Beilagen sowie ein Heidehonigparfâit auf Himbeer-Orangen-Mousse (Annika) und Creme Brulée mit frischen Früchten (Clemens) lassen die kulinarischen Herzen höher schlagen. Wir sind so begeistert, dass wir gleich für den nächsten Abend wieder einen Tisch bestellen.

Abends im Hotel müssen wir dann noch ein paar Kämpfe ausfechten. Clemens mit seiner Kamera, die den Regen wohl nicht so gut verkraftet hat und Annika mit diversen Hornissen und Wespen im Zimmer, die von der Deckenbeleuchtung magisch angezogen werden. Annika hat ihren Kampf gewonnen, wie es bei Clemens ausgehen wird, muss der nächste Tag zeigen.

Morgen ist ein neuer Tag. Ob er uns wettertechnisch besser gesinnt ist, wird sich zeigen… 

25.08.2020

Wie Clemens den Morgen erlebt:

Ich wache gegen halb sechs auf und schaue verschlafen aus dem Fenster. Ich sehe: Nichts! Ich drehe mich also noch mal um und realisiere dann, dass um halb sechs eigentlich schon mehr zu sehen sein sollte. Ein zweiter Blick zeigt: Es hängt dichter Nebel über der Heide. Also nichts wie raus aus den Federn und rein in die Heide um ein paar Stimmungsvolle Aufnahmen zu machen.


Wie Spyke den Morgen erlebt:

Echt jetzt? Es ist doch noch dunkel. Ne, das meint Ihr nicht ernst, oder? Obwohl – je eher die aufstehen desto eher bekomme ich Frühstück… na gut, dann eben los.


Wie Annika den Morgen erlebt:

(Irgendwer rüttelt penetrant an meiner Schulter…) 05.30 Uhr?????? Grmmpf smmmspfttt bsssddpppttt pfffsmmm?! Kaffee!!!!!!!


Wie es dann weitergeht (wieder gemeinsam):

Nach der Rückkehr ins Hotel gibt es erstmal ein ausgiebiges Frühstück. Das Wetter ist bedeutend trockener als am Vortag und laut Wetterbericht soll dies bis in den Nachmittag hinein auch so bleiben. Wir beschließen daher durch die Heide nach Wilsede zu wandern. Also schnell die Ausrüstung gepackt (zumindest den noch funktionierenden Teil) und nix wie ab in die lila Pracht.

Es stellt sich schnell heraus, dass wir nicht die Einzigen sind, die diese grandiose Idee hatten. Das Ganze hat etwas von Volkswandern und man kann froh sein, wenn man von übermotivierten Rentnern auf e-Bikes nicht über den Haufen gefahren wird. Deutlich angenehmer sind da die Kutschen, die zwar fast in gleicher Stückzahl anzutreffen sind, sich aber durch entschlossenes Hufklappern schon von weitem ankündigen. Die Landschaft ist trotzdem grandios und es kommen auch ein paar gute Bilder zustande. Selbst Spyke findet zunehmend Spaß am Modelleben (zumindest so lange die Leckerchentüte noch gefüllt ist).


In Wilsede angekommen stärken wir uns mit einem kleinen Mittagessen (Dreierlei Schnuckenbratwurst und Kartoffelsalat für Clemens und Spyke, mit Zwiebeln gebratene Pfifferlinge und Heidekartoffeln mit Sourcreme für Annika).

Der Rückweg fühlt sich dann deutlich länger an und kurz vor dem Wiedereintreffen im Hotel zieht die nächste Regenfront auf. Nach rund 6 Stunden in der Heide sinken wir zu einer Rast in unsere Betten.

Das Abendessen nehmen wir erneut im Schäferhof ein. Aus dem geplanten 3-Gänge-Menü wird dann allerdings nur eine Hauptspeise – für alles weitere sind wir schlicht zu müde. Die ist dafür dann wieder richtig gut: Schnuckenhaxe mit Pfifferlingen (Clemens) und Burger mit Pulled-Schnucke (Annika) lassen unsere Gaumen jubilieren.

Dann schnell wieder ins Hotel, wo wir (bzw. Annika) den Abend mit der schon fast lieb gewonnen Tradition der Hornissenjagd sehr früh beenden.

26.08.2020

Nach einem heftigen Gewitter in der Nacht folgt ein Regen, der wohl versucht, die Defizite der vergangenen Monate aufzuholen. Zudem macht er uns den Abschied etwas leichter und so brechen wir frühzeitig nach dem Frühstück gen Heimat auf – allerdings mit einem kleinen Umweg über Rendsburg zum Panasonic-Servicecenter, wo Clemens Kameras erstmal stationär aufgenommen werden, um im Medizinjargon zu sprechen. Die gute Nachricht folgt einige Stunden Später: Die Kameras sind noch zu retten, wenn auch zu einem stolzen Preis… Wir dürfen allerdings darauf hoffen, dass sie rechtzeitig zum nächsten Einsatz in Federow/Müritz wieder zur Verfügung stehen.

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