Reisetagebuch Vorupør 2020

07.03.2020

Bevor Clemens Ende des Monats Richtung Färøer Inseln in See sticht, geht es noch mal an die dänische Nordsee um gemeinsam ein paar schöne Tage mit Spyke zu verbringen. Neben Erholung steht natürlich wieder reichlich Fotografieren auf dem Plan. Insbesondere das neue Rollei Filtersystem muss nochmal ausprobiert werden.

Nach einer kurzen Nacht - der Geburtstag des Nachbarn wurde lautstark mit Technobeats gefeiert, dass selbst bei uns noch die Wände zitterten – ging es etwas übermüdet und dann doch deutlich später als geplant auf Richtung Norden.

In unserem mehrfach erprobten Sommerferienhaus angekommen, wurden schnell die Sachen ausgepackt und dann nichts wie ab an den Strand. Wegen des recht guten Wetters hatten wir allerdings nicht alleine die Idee… so dass wir uns schnell Richtung Norden an der Steilküste dem Trubel der Promenade entzogen haben. Neben vielen Möwen und einem Eiderentenpaar musste vor allem der Hund als Model herhalten.

Dann noch schnell mit den nötigen Vorräten eingedeckt – hier gibt es sogar noch reichlich Nudeln und Toilettenpapier – und dann nach Hause zum gemütlichen Teil: Kochen, Fotos sichten und vor dem Kaminofen sitzen. Mal sehen, was der morgige Tag (fotografisch) zu bieten hat.

P.S.: Ein Wermutstropfen bleibt – unser geliebter Fischladen hat noch Winterpause…


08.03.2020

Der Regen kommt senkrecht von vorne – oder von hinten, je nachdem, wir rum man steht… Selbst der Hund zieht es vor, heute auf dem Sofa zu campieren.

Wir fahren schnell nach Thisted, um die Besorgungen für die nächsten Tage zu erledigen. Mit gutem Essen lässt sich auch schlechtes Wetter ertragen. Ein kurzer Versuch am Hafen zu fotografieren scheitert an den Regenmassen und so fahren wir bilderlos wieder in unser Ferienhaus.

Aber halt, da war doch was! Wir haben doch neues Spielzeug mitgenommen, was wir nun ausprobieren können. Ein Fernauslöser und eine Funksteuerung für den Blitz wollen schließlich ausgepackt und getestet werden. Der Hund ahnt fürchterliches – zu Recht!

Statt eines Spaziergangs gibt es heute eine ausgiebige Indoor-Fotosession und zur Belohnung im Anschluss doch noch eine kleine Runde am Hafen von Vorupør. Die einzigen trockenen 20 Minuten des Tages wollen schließlich ausgenutzt sein.


09.03.2020

Am morgen trauen wir unseren Augen kaum: Es ist trocken, annähernd windstill und mit etwas Fantasie kann man sogar die Sonne durch die Wolkendecke erahnen. Sollten wir wirklich Glück haben? Schnell die Ausrüstung gepackt und ab an den Nakorsaksee, wo uns ein 3km kurzer Weg durch die Klitplantagen führt. Klitplantagen sind mit Kiefern und Eichen aufgeforstete Dünenbereiche, die der Sanderosion Einhalt gebieten sollten. Was wir nicht ahnen: weite Strecken am Seeufer sind überschwemmt, so dass das Wasser fast kniehoch (okay, was bei Annika kniehoch ist bei Clemens Knöchelhoch…) auf den Wegen steht. Über die nassen Füße freut sich dann auch nur der Hund! Um die größten Wasserflächen zu umgehen, geht es dann quer Feld ein durch die Plantage. Der sportliche Teil des Tages ist damit auch erledigt.

Unterwegs wird immer wieder die Ausrüstung ausgepackt: Flechten, Moose, Vegetation und immer wieder der Hund wollen schließlich auf den Sensor gebannt werden. 


Clemens, der von dem guten Wetter nicht genug bekommen kann, nutzt die gewerkschaftlich vereinbarte Mittagspause um Vögel auf Mole und Strand zu fotografieren.


Zum Sonnenuntergang machen wir uns dann zu Spykes Lieblingsstrand nach Stenbjerg Landingsplads auf. Auch hier soll ein neues Spielzeug zum Einsatz kommen: der Grauverlaufsfilter. Während der Hund also wieder an allen möglichen Stellen vor Frauchens Kamera posen muss, packt Clemens die große Ausrüstung aus und los geht's. Für's erste Mal sind schon gute Resultate dabei, allerdings stellt sich heraus, dass für solch große Helligkeitsunterschiede wie einen Sonnenuntergang ein dunklerer Filter besser geeignet wäre. Für die anstehende Färøertour müssen also noch zwei dunklere Varianten beschafft werden. Wenn es dort schon nur an etwa fünf Abenden im Jahr einen Sonnenuntergang gibt, heißt es vorbereitet zu sein.


Auf dem Rückweg kommt der Vollmond zwischen den Dünen zum Vorschein  - auch das ist natürlich eine Fotogelegenheit, die man sich nicht entgehen lassen darf! Deshalb macht Clemens nochmal los zur Moonlightsession. Wieder kommt der neue Filter zum Einsatz. Da der Mond immer wieder kurz von Wolken bedeckt ist, reicht der GND 8 aus um ganz ansehnliche Resultate zu erzielen. 


10.03.2020

Regen... Regen... Regen... mal von oben, mal von der Seite, mal von vorne... und ein ausgefallenes Internet... den ganzen Tag... Um es mit Heidi Klums Worten auszudrücken:

"Wir haben heute leider kein Foto für Euch!"


11.03.2020

Das Wetter bleibt seinem 2-Tages-Rhythmus treu und weckt uns mit strahlendem Sonnenschein. Da es aber weiterhin sehr windig ist, steht heute nicht Strand sondern wieder eine Klitplantage auf dem Programm. Gleich nach dem Frühstück fahren wir zum Lodbjerg Fyr, dem markanten Leuchtturm nördlich von Agger. Rund 9 km geht es Düne hoch, Düne runter durch karge aber wunderschöne Landschaft. Ach die ersten Frühlingsboten sind endlich zu finden. So entdecken wir emsiges Treiben an Waldameisenhügeln und zarte gelbe Blüten des Huflattich entlang der Wege. Endlich kann Annika das dritte neue Spielzeug ausprobieren: ihre Zwischenringe für Makroaufnahmen. Und der Hund ist froh mal nicht fotografisch im Mittelpunkt zu stehen.


Nachmittags zieht der Himmel zu, das Licht reicht allerdings noch gut aus um Seevögel an der Mole in Nørre Vorupør auf den Sensor zu bannen. Dabei verlangt uns die steife Briese einiges an ruhiger Hand ab - mit den großen Teleobjektiven gar nicht so einfach. Außerdem sollte ein Fotograf trotz aller Konzentration auf das Motiv immer auch ein Auge auf die Umgebung haben. Sonst kann es schnell zu sehr nassen Füßen kommen, wie wir bei einer großen Welle feststellen dürfen. Wohl dem, der festes Schuhwerk hat!

Ein kleines Highlight ist der Sterntaucher, der tapfer gegen die Starke Brandung kämpft und Nahrung sucht. Dabei ist er so beschäftigt, dass er für eine ganze Zeit immer wieder nah vor unserer Linse auftaucht. Aber auch die Möwen in der schäumenden Gischt machen einiges her. 


Zum Abendessen gibt es leckeren Lachs und Seehecht mit Pak-Choi und Reis - endlich mal Fisch! Ein guter Abschluss eines ereignisreichen Tages, den wir deutlich vor 22 Uhr beenden.

12.03.2020

Auch heute folgt wieder auf einen sonnigen Tag ein sehr durchwachsener. Bis zum Nachmittag wechseln sich Regen, Hagel und Schnee bei starkem Wind stetig ab. Also bleiben wir vorerst im Häuschen und vertreiben uns die Zeit mit Kaffee und Spielen vor dem Kaminofen. Am gestrige Abend hat die dänische Staatsministerin bekannt gegeben, dass das öffentliche Leben aufgrund von Corona erheblich eingeschränkt wird. Während selbst in "unserem" Supermarkt im Ort erste Hamsterkäufe zu beobachten sind (es sind doch tatsächlich mal mehr als 5 Kunden da), bekommt man hier oben ansonsten davon allerdings noch nicht viel mit. Über die Medien halten wir uns aber natürlich immer auf dem Laufenden.

Nachmittags hört es auf zu regnen, dafür wird der Wind um so stärker. Wir nutzen die Chance und brechen nochmal auf an den Hafen, wo uns Gischt und Sand um die Ohren gepeitscht werden. Im aufgepeitschten Meer haben sich ein paar illustre Gäste versammelt: Neben unserem Freund dem Sterntaucher ist eine kleine Gruppe Trauerenten zu beobachten. Dazu natürlich die verschiedenen Möwe, die in waghalsigen Manövern immer wieder in die Gischt eintauchen. Dazu mischt sich noch ein überfliegender großer Brachvogel in das Getümmel. 


Der Hund findet die Situation nur bedingt lustig. Strand und Meer gut und schön, aber der Sandsturm dazu ist dann doch nicht ganz sein Fall. Erst als wir in einen etwas geschützteren Bereich gehen, kann er der Situation etwas abgewinnen. So ist es ein riesen Spaß für ihn, umherfliegende Wellhornschnecken-Eipakete zu fangen. Für uns besteht die Herausforderung darin, einerseits die Tiere auf der unruhigen Wasseroberfläche zu finden und zu fokussieren, andererseits die langen Brennweiten ohne Stativ ruhig zu halten.


Nach eineinhalb Stunden intensiver Bilderjagd zieht es uns dann doch wieder vor den Kaminofen, wo uns langsam wieder warm wird, nur das sandige Knirschen zwischen den Zähnen bleibt. 

13.03.2020

Freitag der 13. steht nochmal ganz im Zeichen verschiedener Klitplantagen. Insbesondere weil das Wetter eher wechselhaft ist, entscheiden wir uns für mehrere kleine Runden. Wir starten am Førbysø, wo wir uns schon mehrfach beim Vorbeifahren vorgenommen haben und mal umzuschauen. Leider sind die Möglichkeiten zum Wandern hier sehr begrenzt. Stattdessen animieren Spyke nochmal zu ein paar Actionfotos auf den überschwemmten Weideflächen.


Danach geht es weiter in den Hundewald nach Hundborg. Vorbei an Faddersbøl Mølle führt der Weg an bizarr knorrigen und mit Flechten und Pilzen bewachsenen Eichen. Auch die ersten Frühjahrszeichen machen sich bemerkbar, indem sich überall erste Knospen und Blätter entfalten.


Am Nachmittag machen wir uns dann auf zur Bøgsted Rende Båke, einem 1885 errichteten Seezeichen etwas nördlich von Vorupør. Die Natur in der umliegenden Klitplantage wirkt bisweilen bizarr. Überall herrschen gedeckte Farbtöne vor und es fällt schwer sich vorzustellen, wie die Gegend im Sommer aussieht. Hinzu kommt, dass der Regen der vergangenen Wochen und Monate deutliche Spuren hinterlassen hat. An vielen Stellen ist der Wanderweg unpassierbar und es müssen alternative Wege in halbwegs trockener Form gesucht werden. Gummistiefel und Wanderschuhe machen sich wieder einmal bezahlt.


Zu guter Letzt werden wir an unserem letzten Abend noch mit einem wunderschönen Sonnenuntergang belohnt!


Wieder im Ferienhaus müssen wir dann erstmal den Fernseher anstellen und die Pressekonferenz der dänischen Staatsministerin verfolgen. Dänemark schließt tatsächlich ab morgen die Grenzen. Wir sind allerdings sehr zuversichtlich, dass wir trotzdem planmäßig wieder nach Hause können.

14.02.2020

Am Abreisetag strahlt wieder die Sonne und es ist klirrend kalt. Bis wir jedoch das ganze Gepäck verstaut haben, ist das Eis von den Autoscheiben auch schon wieder geschmolzen. Einen kurzen Fotostopp an der Brücke von Vilsund legen wir noch ein, dann geht es ab in die Heimat.


Eines steht aber schon fest: wir kommen wieder!

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