Reisebericht Wusterhausen 2020
11.07.2020
Da wir Montag einen Termin in Berlin haben, nutzen wir die Chance um uns die Sehenswürdigkeiten vor den Toren Berlins anzuschauen. Gesagt, getan, für zwei Nächte wird der Mühlenhof in Wusterhausen unser Domizil. Da es ja anschließend in die Hauptstadt weiter geht, macht Spyke derweil Urlaub bei „Oma“ in Flensburg. Großstadt war schließlich noch nie seins.
Nach Annikas Arbeit geht es also los gen Osten, wo wir kurz vor 18 Uhr eintreffen. Allerdings führt uns der Weg noch über Kiel, wo Clemens sein neuestes Spielzeug abholen darf: Das Leica 12-60mm f/2,8-4. Dazu gibt es noch einen praktischen Gurtschlitten, mit dem die Kamera blitzschnell von der Trage- in die Actionposition gehoben werden kann. In dem zweiten neuen Spielzeug – dem neuen Benz von Clemens – vergeht die Fahrt dann wie im Gleitflug.
Nach dem Abendessen im Hotel (solide Hausmannskost und natürlich darf die Soljanka nicht fehlen!) drehen wir eine Runde durch den Ort und versuchen uns zur Abwechslung mal in Streetfotografie. Hier stehen pittoreske Fachwerkhäuser neben typischen DDR-Bauten neben komplett zerfallenen Bauwerken jeglicher Art. Insgesamt macht Wusterhausen aber einen durchaus sympathischen Eindruck und in Kombination mit unserer Unterkunft ist es durchaus einen Aufenthalt wert.
12.07.2020
Nach ausgiebigem Frühstück (tatsächlich Buffet - mit Maske und Einweghandschuhen) machen wir uns auf den Weg zum Gülper See, den Clemens als Ziel ausgesucht hat. Der Weg führt uns durch eine interessante Landschaft mit vielen kleinen Dörfern, die zum Teil einen etwas morbiden Charme verbreiten, da auch hier leider viele zerfallene Gebäude zu sehen sind. Da aber Lost-Places-Fotografie nicht so unser Ding ist, lassen wir die Ruinen links und rechts der Wege liegen und fahren weiter ins Naturschutzgebiet.
Dort angekommen begrüßt uns beim Aussteigen gleich das erste Highlight: ein Weißfleckwidderchen – so dass die Vorbeifahrenden doch etwas verwundert schauen, warum wir mit unseren Fotoapparaten fast unter unserem Auto liegen. Gleich ein paar Meter weiter bei einer alten Bockwindmühle wimmelt es von Schmetterlingen und Libellen, darunter auch Schachbrettfalter.
Weiter geht es entlang des Seeufers. Auf dem Wasser sind eine Vielzahl von Graugänsen und Silberreihern zu sehen und auch ein Seeadler hat sich in einiger Entfernung auf einem toten Baum niedergelassen und beäugt das muntere Treiben. Kein Wunder, dass sich einige Unruhe unter den Wasservögeln breit macht. Der Adler sitzt allerdings in sehr großer Entfernung, so dass wir - mittlerweile etwas verwöhnt - ihn zwar freudig zur Kenntnis nehmen, die großen Teleobjektive aber im Rucksack lassen.
Die Zahl der Wasservögel ist zwar bemerkenswert, doch sind es die Insekten, die uns heute in ihren Bann ziehen. Neben Käfern und Heuschrecken beeindruckt uns vor allen Dingen ein Schwalbenschwanz, der sich seelenruhig auf einer Pflanze niedergelassen hat. Wir sind beeindruckt über die Artenvielfalt in dem doch recht kleinen Gebiet, sowohl was die Tier- als auch die Pflanzenwelt angeht. Mit gefüllten Speicherkarten geht es dann wieder ins Hotel.
Der zweite Ausflug des Tages, den dieses Mal Annika ausgesucht hat, ist dann eher weniger erfolgreich. Zugewachsene Wanderwege und Vögel, die man zwar zahlreich hört aber nicht zu Gesicht und schon gar nicht vor die Kamera bekommt sowie ein komplett zugewachsener Mühlenteich lassen keine Fotofreuden aufkommen. Immerhin sehen wir eine Prachtlibelle, die es allerdings auch nicht für nötig hält kurz für ein Foto still zu halten. Wir kommen nach gut eineinhalb Stunden tatsächlich komplett ohne Foto nach Hause. Dafür gibt es frühes Abendessen in Wusterhausen. Diesmal haben wir uns das Hotel und Restaurant Novel ausgesucht, die überraschenderweise türkische Küche anbieten. Diese ist dafür hervorragend. Es gibt Rote Linsensuppe, Güvec (eine Art überbackener Auflauf mit Fleisch und Gemüse – sehr lecker) und zum Nachtisch Türkischen Joghurt mit Honig und Nüssen plus Mokka für Clemens sowie Baklava mit Pistazieneis für Annika.
Den Abend beenden wir mit etwas Kartenspiel und Schwarzbier auf dem Hotelbalkon, den Dom dabei immer im Blick, und dem Schreiben dieser Zeilen.
13.07.2020
Am nächsten Tag brechen wir dann nach dem Frühstück nach Berlin auf. Dort angekommen, stellen wir schnell fest, dass unsere Entscheidung ein paar Tage in der Prignitz zu verbringen die Richtige war. Viel Verkehr und noch mehr Menschen sorgen dafür, dass wir froh sind abends wieder Richtung Roikier aufzubrechen. Trotzdem ist es sehr schön mal wieder alte Freunde zu treffen und über alte Zeiten zu schnacken. So sinken wir spät abends erschöpft aber zufrieden wieder in unser eigenes Bett.
Viel Zeit zum Verschnaufen hat Clemens allerdings nicht, da es übermorgen für ihn schon wieder auf große Fahrt geht. Aber das wird eine andere Geschichte...