Edersee 2021

Nachdem in unserem letzten Urlaub im Mai das Bad renoviert wurde (siehe Reisebericht aus Bohmstedt) steht nun eine neue Küche an. Die vorbereitenden Arbeiten erledigen wir mit tatkräftiger Unterstützung lieber Freunde. Trotzdem dauert es mehrere Tage, bis die alte Küche und Fliesen endgültig entfernt sind und das Inventar sich in Kisten im Wohnzimmer stapelt. Auch der Garten bedarf noch einer Grundsanierung, aber dann kann es endlich losgehen und wir machen den Weg frei für die Handwerker.

25.07. –  04.27 Uhr

Schmerzhaft reißt uns der Wecker aus unseren - zugegeben kurzen -Träumen. Um größeren Staus und zu hohen Temperaturen zu entgehen haben wir beschlossen rechtzeitig aufzubrechen. Entgegen unserer Gewohnheiten aber da wir ja in Übung sind, haben wir nach der Küche auch bereits das Auto am Vorabend gepackt, so dass es auch schnell losgehen kann. Der Hund hält uns zwar für nicht mehr ganz zurechnungsfähig ob des Aktionismus um diese Zeit, ergibt sich dann aber doch recht schnell in sein Schicksal und schlummert einfach auf der Rückbank weiter.


Wir schaffen es so schon vor sieben durch den Elbtunnel zu sein und legen um 7.45 Uhr unseren ersten Stopp in der Behringer Heide ein. Die kennen wir bereits aus unserem Urlaub in der Lüneburger Heide letzten Sommer (siehe Reisetagebuch Lüneburger Heide). Neben dem Beinevertreten stehen die ersten Fotosessions an – wobei der Hund erstmal noch Pause hat. Mit den ersten warmen Sonnenstrahlen werden die Schmetterlinge aktiv und präsentieren sich auf den farbenfrohen Pflanzen. Abgesehen von ein paar Campern auf dem Parkplatz ist weit und breit noch kein Mensch zu sehen.


Nach einer knappen Stunde treten wir die Weiterfahrt an. Da wir sehr zeitig unterwegs sind, gilt es noch ein paar Stunden vor dem Einzug ins Hotel zu überbrücken und wir nehmen die Chance wahr in Fritzlar vorbei zu schauen. Dies war uns als besonders sehenswert empfohlen worden – und hält auch, was uns versprochen wurde. Neben einer pittoresken, von Fachwerkhäusern geprägte Altstadt gibt es einen beeindruckenden Dom. Das alles möchte natürlich von uns fotografiert werden! Frühes Aufstehen, Autofahren und Fotografieren machen allerdings hungrig, so dass wir beschließen auf dem schönen Marktplatz ein Mittagessen zu uns zu nehmen. Dies fällt dann recht solide aus – Annika bekommt Spaghetti Bolognese und Clemens überbackene Tortellini.


Frisch gestärkt geht es weiter nach Edertal, wo wir unser Hotel beziehen und zunächst eine Siesta einlegen. Warme 26°C unterbinden zunächst weitere Aktivitäten, die wir uns aber für den frühen Abend vornehmen. Spyke schläft schon, bevor wir unsere letzten Sachen ausgepackt haben.

Gegen 17 Uhr geht es dann nochmal raus die umliegende Gegend zu erkunden. Vorrangiges Ziel ist natürlich die Edertalsperre, die nur wenige 100 Meter von unserem Hotel entfernt liegt und auf die wir von unserem Balkon einen wunderbaren Blick haben. Die Mauer ist mehr als 100 Jahre alt (Eröffnung 1914) und ganze 48m hoch. Dahinter staut sich die Eder zum zweitgrößten Stausee der Bundesrepublik. Errichtet wurde sie zur Wasserversorgung des Mittellandkanals und der Weser. Ungewöhnlich für den Hochsommer ist, dass in diesem Jahr der See einen Füllstand von rund 98% verzeichnet. In trockeneren Jahren könnte man sonst die Ruinen der für den Bau gefluteten Dörfer auf dem Seegrund sehen.


Aber auch einen Platz zum Abendessen gilt es zu finden. Frei nach dem Zitat von Annika: „Italiener geht immer“ kehren wir also im „Ristorante La Cascata„ ein und schlagen uns die Bäuche mit Pizza voll.

Zurück im Hotel ist es dann immerhin auch schon fast 20 Uhr und wir fühlen uns nur eins: bettreif. Trotzdem setzen wir uns noch auf den Balkon und Annika baut ihr Stativ auf, um den Sonnenuntergang und die bunte Beleuchtung der Staumauer einzufangen. Die aufziehenden Wolken verheißen anfangs auch zu einem wunderschön kitschigen Farbenspiel zu werden, allerdings wird im letzten Moment die Sonne doch noch verdeckt und es bleibt bei ein paar Probeaufnahmen für die kommenden Abende. Es ist ja schließlich erst der erste Tag!

26.07.2021

Wer früh ins Bett geht wacht auch früh auf – genau genommen mitten in der Nacht. Gegen 1.30 Uhr scheint der Vollmond (zumindest fast) über der Staumauer und taucht die ganze Szenerie in ein schönes weiches Licht. Nun ist Clemens damit dran das Stativ aufzubauen und die Kamera Richtung Staumauer auszurichten. Mit entsprechender Belichtungszeit wird ein ganz stimmungsvolles Bild daraus. Schade nur, dass die bunte Beleuchtung der Sperrmauer nur bis 1.30 Uhr aktiviert und daher dieses stimmungsvolle Element nicht mit auf dem Bild ist. Also bedarf es auch hier eines zweiten Versuches. Aber wir sind ja noch ein paar Tage hier.


Pünktlich zum Sonnenaufgang um 5.40 Uhr wacht Annika dann wieder auf, schaut aus dem Fenster und sieht – nichts! Dichter Nebel hüllt die gesamte Umgebung in ein Einheitsgrau. So kann man sich also mit gutem Gewissen wieder umdrehen und noch ein paar Stunden Schlaf nachholen.

Um kurz vor 8 macht Annika schließlich eine kleine Hunderunde und nutzt die Gelegenheit der noch völlig leeren und immer noch in mystischen Nebel gehüllten Sperrmauer ein paar Fotos abzuluchsen. Der Hund versteht zwar wieder nicht, warum man ihn so früh an die frische Luft zerrt, trottet dann aber doch mehr oder weniger bereitwillig mit. Nur zum Fotoposing ist es ihm noch eindeutig zu früh!


Um 10 Uhr gibt es endlich Frühstück, danach wird noch etwas Tagebuch geschrieben und wir planen die heutigen Herausforderungen im Kellerwald. Der Wetterbericht verspricht dabei lauschige 30°C, also wird es wohl erst einmal nur eine kurze Runde im schattigen Wald.

Und so ist es dann auch. Die Strecke ist mit knapp 4km relativ kurz, hat es dafür aber in sich! Wir zwei Flachländer kommen bei den teils sehr steilen An- und Abstiegen mächtig in Schwitzen, nur der Hund scheint mit seinem Allpfotantrieb alles mit Leichtigkeit zu meistern. Weite Teile des Weges führen entlang an Magerrasenwiesen mit einer Vielzahl an Blumen und etlichen Schmetterlingen, allerdings bietet sich hier kaum Schutz vor der sengenden Sonne. Nur eine leichte Briese begleitet uns und bringt zuweilen eine kleine Abkühlung. Auf den Wiesen tummeln sich hunderte Falter uns bekannter Schmetterligsarten, z.B. Tagpfauenaugen, Wiesenvögelein, Zitronenfaltern und Kohlweißlingen aber auch Arten, die wir bei uns kaum bis gar nicht zu sehen bekommen wie Schachbrettfalter, Kaisermantel und sogar ein Landkärtchen lässt sich blicken. Auch ein großes grünes Heupferd sowie die Larve eines solchen können wir am Wegesrand entdecken. Der Hund freut sich derweil über den kühlenden Bachlauf, der über das hier typische Schiefergestein gen Tal fließt. Kleines Highlight der Tour: den ausgetrockneten Teil des Baches findet der Hund weniger spannend, dafür entdecken wir eine emsige Rötelmaus, die unter den Schieferplatten nach Nahrung sucht und sich dabei eine ganze Weile sogar fotografieren lässt.


Den letzte Kilometer geht es dann nochmal steil bergauf. Aber auch diese Herausforderung meistern wir, bevor wir zum Bildersichten ins Hotel fahren. Unterwegs finden wir noch ein Restaurant, wo wir nach kurzem Kartenstudium spontan einen Tisch für den Abend reservieren. Das Essen des „Dornröschenhöh“ hält, was die Karte verspricht.

Clemens genießt eine Tomatensuppe vorweg und anschließend butterzarten Hirschrücken, Annika schlemmt gratinierten Ziegenkäse mit Tomaten-Aprikosen-Chutney und gegrillten Saibling auf Dillkartoffeln. Einfach köstlich!

Der Hund nimmt unsere Rückkehr lediglich mit einem kurzen Augenaufschlag zur Kenntnis und schließt sofort wieder seine müden Augen. Wir lassen den Abend mit dem Schreiben des Tagebuches auf dem Balkon ausklingen. 

27.07.2021

Was macht Frau, wenn sie nicht schlafen kann? Richtig! Sie fotografiert! Um Mitternacht gehen die Straßenlampen aus, aber die bunte Beleuchtung der Überläufe an der Mauer bleibt noch an. Außerdem ist der Himmel etwas aufgerissen und die Sterne leuchten. Also heißt es Stativ aufbauen, Langzeitbelichtung einstellen und ab geht die Luzi.


Nach dem Frühstück machen wir uns auf nach Frankenau zum Quernstweg. Dort erwartet uns ein lediglich 3,4km kurzer Wanderweg. Das sollte doch wohl locker zu schaffen sein. Na gut, angegeben ist er mit 2 Stunden Gehzeit, vielleicht wird es doch etwas anstrengender als erwartet… und einen Abstecher von rund 1,5 km extra machen wir dann auch noch. So viel Herausforderung muss sein.

Der Weg beginnt an der „KellerwaldUhr“, einem Nationalpark Infozentrum. Er führt durch einen dichten Buchenwald, der erahnen lässt, dass der Kellerwald wegen dieses enormen und zum Teil sehr alten Bestandes zum UNESCO Weltnaturerbe ernannt wurde. Auf unserem Wanderweg verteilt sind Grenzsteine aus dem 16. Jahrhundert, die der damalige Landgraf Ludwig IV. zur Kennzeichnung seines Landes setzen ließ. Auch wandelt man auf den Spuren der alten Köhler und wird informiert über das alte Handwerk der Holzkohleherstellung.


Als wir uns dem Gipfel nähern, lichtet sich der Wald und die Vegetation an den Wegesrändern nimmt wieder zu. Bunte Blumen säumen den Weg und bieten ein reichhaltiges Buffet für die verschiedensten Falter und anderen Insekten. Zu unserer großen Freude dominieren Schachbrettfalter und Landkärtchen, so dass gleich die Kameras gezückt werden.


Laut Wegweiser kann man mit nur einem ganz kurzen Abstecher von gerade mal 750m zu einer Wildbeobachtunghütte gehen. Was nicht auf dem Hinweisschild steht: dass es auf den „nur“ 750m auch rund 75 Höhenmeter bergab geht. Und am Anfang ist das Gefälle auch noch gut händelbar. Aber dann… Für alle, die nur eine vage Vorstellung haben, was das bedeutet: Es war atem(be)raubend! Und wer runter geht, muss den Weg auch wieder hoch. Danach brauchen wir drei dann doch eine kleine Getränkepause. Die Hütte ist wirklich gut gelegen und gibt einen weiten Blick frei über eine Lichtung. Natürlich war heute zur Mittagszeit aber nichts zu sehen. Ob wir allerdings zu einem geeignetere Zeitpunkt nochmal zurück kommen, ist doch eher fraglich.


Bevor der Weg sich langsam wieder gen Tal und Parkplatz wendet kommen wir noch an der Quernst-Kapelle vorbei, deren Geläut uns schon einen Teil unseres Weges begleitet hat.


Wieder im Hotel beratschlagen wir den heutigen Ort zum Abendessen. Da der Himmel zuzieht und es immer mal wieder ordentlich schauert, canceln wir die für den Abend geplante Erkundungstour zu den Fischteichen in Mehlen und fahren gleich nach Bad Wildungen ins „Carthago“, einem Libanesichen Restaurant in der Innenstadt. Dank Annika, die statt „Brunnenallee“ leider „Brunnenstraße“ ins Navi eingegeben hat, haben wir auch gleich noch einen ausgiebigen Spaziergang durch die komplette Fußgängerzone. Es muss sicher nicht extra erwähnt werden, dass auch die Fußgängerzone – so wie alles in dieser Gegend - nicht einfach nur geradeaus, sondern schön bergauf und bergab geht… Man muss sich sein Essen ja auch verdienen.

Und der Fußmarsch hat sich sowas von gelohnt! Gefüllte Weinblätter und Pikante Käsecreme, in Chili-Honig marinierter Lammrücken auf Papayabett (Clemens) und marinierte Lammspieße, die vor Zartheit fast vom Spieß fallen (Annika), dazu arabischer Reis und Salat mit Himbeer-Granatapfeldressing -  Herz, oder besser Zunge, was willst Du mehr?! Wir sind uns sicher, hier kommen wir im Urlaub nochmal her.

Den Rest des Abends verbringen wir mit Tagebuchschreiben, während draußen leise der Regen fällt. Wir nehmen uns dabei vor morgen zum Sonnenaufgang (5.40 Uhr) die heute verschobenen Fischteiche und die gleich daneben fließende Eder aufzusuchen. Hoffen wir mal, dass das Wetter mitspielt. 

28.07.2021

Kaum zu glauben (zumindest dem Hund fiel es sichtlich schwer) aber wir sind tatsächlich dem Ruf des Weckers um 5 Uhr gefolgt. Schnell die Sachen zusammengepackt und auf Richtung Mehlen, wo eine geflutete ehemalige Kiesgrube auf uns wartet. Eigentlich suchen wir nach dem Schwarzstorch, der – so viel Spoiler muss sein – sich natürlich nicht gezeigt. Dafür gibt es allerlei Anderes zu sehen. Den ersten Glücksmoment erlebt allerdings Spyke, als er realisiert, dass der Weg teilweise auch direkt an der Eder langführt und er noch vor 6 Uhr planschen darf. Was sind wir doch für vorbildliche Hundehalter. Der Weg selbst ist stark bewachsen, so dass wir fürchten keine interessanten Sichtungen zu machen. Das soll sich jedoch schon nach den ersten Metern als Fehleinschätzung herausstellen.


Selbst in der freien Natur vergehen nicht viele Minuten bevor Annika eine Katze sichtet. Nach kurzer Gedenkminuten wie es wohl unserer Chaosbande zu Hause geht, setzen wir unseren Weg fort. Uns laufen Hasen, Reh und Maus über den Weg und auf einer angrenzenden Weide wundert sich ein Pferd ob der vorbeiziehenden Truppe.

Zu unserer großen Freude finden wir schließlich zwei Ansitzhütten, wobei wir, also Annika, trotz vorherigem Bad in AntiBrumm bei der ersten eher als Mückentankstelle dienen. Die zweite ist dann etwas harmloser und wir verweilen dort ein bisschen. Auf dem See, über dem noch die Nebelschwaden hängen, finden sich zahlreiche Schwäne, Haubentaucher, Blesshühner, Reiherenten und Zwergtaucher. Höhepunkt ist allerdings ein Eisvogel, der sich kurz auf einem Ast vor uns niederlässt, allerdings in einem Abstand, aus dem wir noch nicht einmal versuchen ein Foto zu schießen.


Auf dem Rückweg muss eine Weinbergschnecke als Model herhalten und erledigt den Job ganz ordentlich. Kurze Zeit später kommen wir an einen Platz, an dem tausende Baumstämme gestapelt sind und bewässert werden. Wir lernen, dass es sich dabei um Holz von Bäumen handelt, die dem Sturmtief „Friederike“ 2018 zum Opfer fielen. Um sie zu konservieren und vor Pilz und Borkenkäfer zu schützen bis sie weiterverarbeitet werden können, helfen die Wassersprenkler. Man lernt doch nie aus!


Clemens erspäht noch einen Fuchs, der jedoch rasch im Dickicht verschwindet. Gegen halb acht treten wir dann die Heimreise an und überbrücken die Zeit bis zum Frühstück mit der Bildersichtung. Nach dem Frühstück, was heute relativ komfortabel ausfällt (es gibt Lachs und richtigen Käse), legen wir dann nochmal eine Siesta ein, da das frühe Aufstehen doch so seine Spuren hinterlassen hat.

Erst gegen frühen Nachmittag brechen wir zu einer weiteren Tour auf. Es soll auf den Hagenstein gehen, auch genannt „Loreley der Eder“. Die Strecke umfasst wieder nur gute 4km und es sind insgesamt über 200 Höhenmeter (die Schritte-App rechnet dies später in 18 Stockwerke um!) zu bewältigen. Nach einem steilen Anstieg erreichen wir das erste Plateau mit wunderschön blühenden Kornfeldern – Inga Lindström hätte es nicht besser erdichten können. Annika sticht gleich der Hafer (Ha Ha Ha) und sie muss die Idylle sofort fotografisch festhalten.


Nach einem weiteren allerdings gemäßigteren Anstieg, der von etwas Regen begleitet wird, erreichen wir dann den Gipfel mit dem Aussichtspunkt. Hier wird das ganz große Equipment rausgeholt: Stativ, Filtersystem, Weitwinkelobjektive – alles für ein perfektes Landschaftsbild (es soll ja auch nicht umsonst mitgeschleppt worden sein). Während wir dort werkeln kommt ein Ranger mit einer kleinen Gruppe Forstwirte vorbei und wir erfahren so nebenbei noch einiges Wissenswertes über den Nationalpark, das Weltnaturerbe und die Schwierigkeit die verschiedensten Interessen (Naturschutz, Jagd, Tourismus etc.) in einem solchen Gebiet unter einen Hut zu bringen.


Dann geht es wieder bergab. Unterwegs posiert ein junger Kleiber direkt vor unserer Nase und lässt sich geduldig ablichten. Kurz vor Erreichen des Autos sichtet Annika einen vorbeifliegenden Grünspecht, der sich aber trotz längerem Warten nur noch akustisch und nicht optisch bemerkbar macht. Der Schuft!

Mittlerweile ist die Zeit fortgeschritten, der Magen leer, die Blase voll und wir treten den Heimweg an. Abendessen gibt es heute Abend in unmittelbarer Nähe des Hotels in einem Biergarten kurz vor der Sperrmauer. Clemens ist selig, als er sein bestelltes Schnitzel mit Speck-Schmandsauce bekommt. Annika schaut indes etwas sparsam, als ihr eröffnet wird, dass sie aufgrund eines Küchenfehlers statt des Schnitzels mit Champignonrahmsauce nun Cevapcici essen „darf“. Funfact: Das Gericht steht nicht einmal in der Karte! Nun ja, die Stimmung ist daraufhin etwas angespannt. Aber der angebotene Umtausch mit weiterer Wartezeit ist auch keine Alternative. Die Espressi auf`s Haus und die zwei Eisbecher zum Nachtisch (mit Alkohol) besänftigen aber schnell wieder.

Wie gewohnt geht der Abend mit dem Schreiben dieser Zeilen zu Ende. Nur Annika hat noch den kühnen Plan, die angesagte sternenklare Nacht dafür zu nutzen die Milchstraße zu fotografieren. Ob das geklappt hat, wird morgen verraten. 

29.07.2021

Ja, hat es. Nachdem erst dichtere Wolken den Himmel überziehen, klart es gegen 1 Uhr wieder deutlich auf und die Milchstraße lässt sich ablichten. Zwar nicht genau an der Stelle, wo Annika sie gerne gehabt hätte und auch nicht so klar, weil der Mond zusammen mit dem Umgebungslicht noch zu hell ist – aber man ist ja manchmal auch mit Kleinigkeiten zufrieden geben.


Für den fotografischen Erfolg muss allerdings der Preis gezahlt werden, dass die Nacht nach rund vier Stunden schon wieder zu Ende ist. Nach den Anstrengungen der letzten Tage fällt es dann auch nicht schwer sich darauf zu einigen, den Tag etwas lockerer angehen zu lassen. Nach dem Frühstück steht deshalb erst einmal eine Bootstour mit der „Edersee Star“ auf dem Programm. Die Anlegestelle liegt unmittelbar vor unserem Hotel, dies gilt es daher auszunutzen. Wir entscheiden uns für die 2-Stunden-Rundfahrt, die uns über Waldeck, Scheid und Rehbach führt. Bei Sonnenschein und ordentlich Wind genießen wir die Aussicht vom Wasser auf die Burg Waldeck und das teils beeindruckende Steinufer. Gleichzeitig üben wir uns in Landschaftsfotografie. Clemens hat die gesamte Bandbreite an Objektiven samt Steckfiltern dabei, Annika begnügt sich mit der Sony a6400 und ihrem Weitwinkelzoom.


Auf dem Rückweg steigen wir am anderen Ende der Staumauer aus und gönnen uns endlich ein Eis bei „Lecko Mio“, der empfohlenen Eisdiele im Ort. Hier gibt es so leckere Sorten wie Marzipan-Mohn oder Whisky-Sahne-Pekannuss. Ein wirklich ausgesprochen leckeres Eis. Dann flanieren wir wieder zurück zum Hotel und halten dort eine umfangreiche Mittagspause, damit Annika ihren versäumten Schlaf nachholen kann.

Frisch gestärkt brechen wir am späten Nachmittag nach Frankenberg auf, wo wir uns die Altstadt ansehen und unser Abendessen einnehmen wollen. Da wir uns im Vorwege nicht für ein Restaurant entscheiden können, versuchen wir es einfach auf gut Glück.


Die Suche ist anfangs allerdings nicht sehr erfolgreich, bis wir schließlich noch einmal Dr. Google befragen, der uns offenbart, dass gleich hinter der nächsten Ecke ein indisches Restaurant ist. Wir beschließen die weitere Suche einzustellen und dem „Indien King“ eine Chance zu geben. Die Entscheidung stellt sich schnell als hervorragend heraus. Nicht nur wird Spyke vom Kellner sehr herzlich begrüßt, auch ist das Essen großartig! Clemens hat sich zunächst für eine Indische Hühnersuppe entschieden, Annika beginnt mit Papadam mit vier spannenden Soßen (Minzsauce, Mangosauce, Tamarindesauce und Mixed-Pickles-Sauce). Weiter geht es mit scharfem „Lamm Kashmiri“ (Clemens) und „Malai Tikka“ (Annika). Dem Hund wird von seinem neuen Freund ein frisch gezapfter Napf Wasser serviert – und natürlich bekommt er was von Frauchens Hühnchen ab!

Dann geht es von der Unter- wieder in die Oberstadt, folglich müssen wieder viele steile Straßen bezwungen werden. Trotzdem werfen wir noch einen Blick auf die imposante Kirche und werden dafür mit Orgelklängen aus dem Inneren belohnt. Anschließend treten wir den Heimweg an.


Da dem Hund die kurvenreiche Strecke nördlich des Edersees nicht so gut bekommen ist, entschieden wir uns nun die Südstrecke zu nehmen. Dies ist eine glückliche Entscheidung, sehen wir doch ein gutes Dutzend Rehe und zwei wunderschöne Füchse, die auf den frisch gemähten Weiden ihr Abendessen suchen. Ein toller Anblick, auch wenn unsere Kameras sicher verstaut im Kofferraum liegen…

Den restlichen Abend verbringen wir mit Kartenspiel und Bier – und natürlich dem Schreiben des Tagebuches. 

30.07.2021

Heute soll es noch einmal richtig sonnig und warm werden. Und auch der Wind soll etwas nachlassen, so dass wir uns entschließen eine Tour durch die Heide bei Altenlotheim zu machen und den daran grenzenden Kronberg zu besteigen. Der Anstieg durch die Heidelandschaft ist steil aber sehr lohnenswert. Um uns herum blüht, hüpft und summt es und sogar ein Schwalbenschwanz lässt sich kurz für ein Foto nieder.


Nach einer kurzen Trink- und Fotopause geht es dann weiter einen breit ausgebauten Waldweg den Berg hinauf. Auf einem Plateau rasten wir erneut. In der Fahrentrieschhütte hänge allerlei Infotafeln über den Hutewald, die Trieschen und die früheren Versuche von Landwirtschaft im Wald, die wir uns aufmerksam durchlesen – Bildung muss schließlich sein. So haben wir unter anderem gelernt, dass früher das Laub der Wälder mit speziellen Harken zusammengeharkt und als Einstreu für das Vieh genutzt wurde, da Heu rar war und als Zufutter dienen musste. Und auch die vielen Obstbäume zwischen den Fichten zeugen von der Siedlungsgeschichte.

In der Hütte findet Clemens eine wenige Millimeter große Spinne, die Annika mit dem Makro möglichst groß auf den Sensor zu bannen versucht.


Noch wenige hundert Meter und wir haben den Berg bezwungen. Von da an geht es Berg ab – und wie. Steil und schmal und zum Teil recht stark eingewachsen schlängelt sich der Pfad wieder gen Tal. Zum Schluss wird es für uns dann auch noch sportlich. Mehrere große Bäumen liegen quer über dem Weg, da heißt es dann klettern. Spyke ist anfänglich noch sehr skeptisch ob dieser Aktionen, springt dann aber zunehmend behände und mit wachsender Begeisterung über diese Hürden. Haben wir wirklich den richtigen Hund dabei? Er ist kaum wiederzuerkennen!

Plötzlich hören wir schrille Warnrufe aus luftiger Höhe und werden kurz darauf Zeugen einer wilden Verfolgungsjagd von Specht und Habicht. Beeindruckend wie behände und zielsicher die zwei durch die dichten Baumstämme manövrieren. Wie die Jagd ausgeht können wir aber nicht mehr sehen, so schnell wie sie gekommen sind, so schnell verschwinden sie auch wieder.

Da wir am Abend noch eine Verabredung haben, bleibt uns nur eine kurze Ruhepause, bevor es gegen halb sechs wieder los geht in Richtung Bad Wildungen. Wir treffen uns lustiger Weise mit unseren unmittelbaren Nachbarn aus Roikier, die zufällig das gleiche Reiseziel hatten. Wann hat man denn sonst die Gelegenheit zu einem geselligen Abend, wenn nicht im Urlaub!

Bei leckerem Essen und noch leckereren Cocktails verbringen wir einen vergnüglichen und kurzweiligen Abend und kehren erst gegen Mitternacht ins Hotel zurück. Ob der späten Uhrzeit vertagen wir das Tagebuchschreiben auf den nächsten Tag.

31.07.2021

Nach dem langen gestrigen Abend gehen wir den Tag zunächst etwas ruhiger an. Da das Wetter gut ist, entschließen wir uns dann aber doch zu einer kurzen Wanderung im Kernbereich des Nationalparks. Ausgangspunkt ist die Himmelsbreite ein Stück oberhalb von Asel gelegen, dem Ort, an dem bei Niedrigwasser eine ganze Reihe von Häuserruinen sichtbar werden. Auch eine komplette Brücke ist dort erhalten, die bei Niedrigwasser sogar noch benutzbar ist. Bei Wasserständen, wie wir sie aber zur Zeit haben, gibt es eine Fährverbindung zum gegenüberliegenden Ufer. Wir entscheiden uns aber dazu den höher gelegenen Parkplatz zu nutzen und so ein paar Höhenmeter einzusparen. Trotzdem sollen noch rd. 100 Höhenmeter und 5 Km zu bezwingen sein.

Der Parkplatz ist ein alter Bekannter, da wir ihn  schon bei unserer Wanderung zur Loreley der Eder (s. Eintrag vom 28.07.) passiert haben. Nach 2 Km und knapp der Hälfte des Weges entschließen wir uns aber die Herausforderung anzunehmen und die große Runde zu gehen. Sowohl Mensch (Annika und Clemens) als auch Tier (Spyke) sind heute fit für die insgesamt 10 Km und rd. 230 Höhenmeter.  Auch wenn der Weg durch den dichten Buchenwald fotografisch nur wenig anzubieten hat ist der Weg interessant und kurzweilig. Auch die immer wiederkehrenden Steigungen meistern wir gut. Ab und an gibt es lichte Stellen, die einen Ausblick über die schöne Landschaft und Edersee ermöglichen.


Jede Bewegung im Wald registrieren wir sofort und sind begeistert, als sich ein Specht in unmittelbarer Nähe zeigt. Auf den ersten Blick erklären wir ihn zum Kleinspecht, müssen uns dann aber bei genauerer Betrachtung damit abfinden, dass es sich wohl doch „nur“ um einen jungen Buntsprecht handelt. Naja, auch schön…. (Auch wenn Clemens findet, dass ein Kleinspecht, der noch in unserer Sammlung fehlt, mehr hergegeben hätte).


In Asel-Süd kommen wir dann auf Seeniveau an und der Weg führt über den Urwaldsteig wieder nach oben. Die Bachläufe, die über Geröllbetten den Weg passieren und von denen wir uns schöne Motive erwartet haben, sind leider weitestgehend ausgetrocknet. Der Weg, der teilweise als Hohlweg durch die Landschaft führt ist aber trotzdem schön. Allerdings werden zumindest bei Clemens (und dem Hund) die Beine schwer und wir sind froh, als wir nach rd 4,75 Stunden wieder am Ausgangspunkt angekommen sind. 10km im Mittelgebirge sind dann doch nicht mit 10km im norddeutschen Flachland zu vergleichen.


Zurück im Hotel bleibt uns nur eine gute Halbe Stunde zum Frischmachen, bevor wir uns auf den Weg nach Treysa machen, wo wir einen Tisch im „Nuovo Portofine“ bestellt haben. Frei nach Annika „Italiener geht immer“ haben wir uns dafür entschieden. Clemens, dem eingefallen ist, das Extremsportler an Wettkampftagen reichlich Pasta zu sich nehmen, musste nicht lange überzeugt werden und genießt nach einer Tomatensuppe die Spaghetti „Aglio olio e Peperoni“, Annika isst Bruschetta und anschließend eine Pizza mit Gorgonzola und Parmaschinken. Nur auf ihren gewollten Nachtisch muss sie - wie soll es in diesem Urlaub auch anders sein -  verzichten, da Tiramisu ausverkauft ist.

Spyke bewacht derweil (vermutlich mit geschlossenen Augen) das Hotelzimmer und empfängt uns bei unserer Rückkehr selig schlummernd und laut schnarchend. Wir spielen noch ein Runde Karten auf dem Balkon, lauschen den sagen wir mal gewöhnungsbedürftigen Klängen eines Alleinunterhalters auf der Promenade vor unserem Hotel (von „Atemlos“ über „High way to hell“ bis hin zu „An Tagen wir diesen“ ist alles dabei) und fallen danach todmüde ins Bett. Für den Sternenklaren Himmel über der Talsperre hat heute keiner mehr einen Blick.

01.08.2021

Der heutige Tag beginnt ereignislos. Irgendwie steckt uns noch die Wanderung von gestern in den Knochen und es ist regnerisch. So beschließen wir die erste Tageshälfte im Hotel zu bleiben und vertreiben uns die Zeit mit Tagebuch schreiben, Fotos bearbeiten, lesen und Mittagsstunde halten. Wir haben ja schließlich Urlaub!


Nachdem wir Spykes erwartungsvolles Hin- und Hertänzeln nicht mehr ignorieren können, machen wir uns am Nachmittag zu Fuß auf den Weg auf die andere Seeseite (Spyke scheint der einzige von uns zu sein, der den Vortag ohne Weiteres weggesteckt hat). Auf der Talsperre ist heute mächtig was los. Zahlreiche Touristen schlendern umher und uns wird wieder klar, dass wir auf größere Menschenmengen gerne verzichten können. Spyke hingegen genießt die Anwesenheit diverser Artgenossen, deren Nachrichten er eingehend Millimeter für Millimeter studiert. Schnüffeln macht hungrig, daher haben wir ein Einsehen mit unserem felligen Kind und kaufen ihm bei „Lecko Mio“ ein Eis – wer will schon quengelnde Kinder. Und da es sich in Gesellschaft besser leckt, holen wir uns, solidarisch wie wir nun mal sind, auch gleich eins. Spyke mag es klassisch und bekommt eine Kugel Vanille im Becher, während Annika „Pistazie“ und „Tonkabohne“ und Clemens „chillige Mandarine“ und „kümmelige Johannisbeere“ probiert. Alle drei sind sehr zufrieden, nur merkt Spyke an, dass man bei ihm die zweite Kugel vergessen hat. Also bekommt er noch unsere Waffelenden.


Zu unserer großen Freude… ähäm… treffen wir auch unseren Musikerfreund vom vergangenen Abend wieder. Wir stellen fest: verbessert hat er sich nicht! Dafür hat er noch ein paar wirkliche Gassenhauer im Repertoire. Favorit bleibt aber immer noch „Der Kommissar“ von Falko, den wir bereits gestern „genießen“ durften.

Von der andren Seeseite hat man einen tollen Blick auf Hotel, Burg und Sperre, allerdings genießen wir diese nur kurz, da wir um 19 Uhr einen Tisch im „Hessichen Hof“ in Frankenau bestellt haben. Hier gibt es Pfifferlingsrahmsuppe für uns beide, Rumpsteak mit gebratenen Zwiebeln für Clemens und Schnitzel „Westfälischer Art“ (Schnitzel, belegt mit reichlich rohem Schinken und Spiegelei oben drauf) für Annika.


Anschließend beginnt die Suche nach dem Fuchs. Wir haben uns vorgenommen am Ortsrand eine Runde über die Feldwege zu drehen und erhoffen uns davon eine Begegnung, die dann auch zu fotografischem Erfolg führt. Neben den drei Füchsen, die wir in den vergangenen Tagen gesehen haben (jeweils aus dem fahrenden Auto kurz vor Sonnenuntergang), hatten wir auch heute schon Erfolg, allerdings hat besagter Fuchs sich nicht an unsere Verabredung gehalten, erschien völlig verfrüht um kurz vor sieben und verschwand auch gleich vom Feld, sobald wir unsere Kameras im Anschlag hatten. Jetzt sollte es aber klappen.

Hätte, wäre, wenn… Natur ist nun mal nicht berechenbar. Ein Fuchs lässt sich die ganze Strecke über nicht blicken und auch sonst zeigt sich kein Getier, so lange es noch einigermaßen Licht für ein Foto gibt. Trotzdem ist der Weg quer durch Felder und Wiesen, vorbei am Waldrand schön und ein bisschen Bewegung nach dem üppigen Essen tut auch sehr gut. Die Sonne ist schon längst untergegangen, als wir fast wieder am Auto sind.


Plötzlich ein seltsames Geräusch direkt vor uns im Gebüsch. Keine 2m neben uns streiten (oder lieben?) sich lautstark zwei Waschbären. Das Spektakel ist zwar nur akustisch zu vernehmen, trotzdem beeindruckt es uns. Wenige Meter weiter läuft uns dann eine Wühlmaus vor die Füße – und das nicht nur sprichwörtlich sondern tatsächlich. Sie kreuzt mehrfach die Straße und läuft zwischen unseren Füßen hindurch, bis sie schließlich doch im Gebüsch verschwindet.

Auf dem Rückweg fängt es an zu regnen und wir müssen enttäuscht zur Kenntnis nehmen, dass unser Barde vor dem Hotel heute Abend nicht wieder aufspielt. Auf Musik müssen wir allerdings doch nicht ganz verzichten, da unsere neuen Zimmernachbarn nicht nur Kettenraucher sind, sondern auch eine Vorliebe für russischsprachig-orientalische Musik haben und dabei sogar versuchen mitzusingen. Mittlerweile ist es denn auch schon 22.45 Uhr. Wir nehmen es mit Gelassenheit, schreiben diese Zeilen fertig und werden uns dann zur Ruhe begeben. 

02.08.2021

Der Tag beginnt trüb. Tief hängen die Wolken über den Bergen rund um den Edersee. Dementsprechend ist auch unsere Motivation heute eher mäßig sich großartig in der Natur zu bewegen.


Nach dem Frühstück schnappt sich Annika den Hund und ihre Boxkamera und macht sich auf Richtung Staumauer, wo sie mal eben den kompletten Film vollknipst – okay, es passen ja auch nur 8 Fotos drauf… Wie das Resultat ist, kann man natürlich erst zu Hause in Roikier sehen, wenn sie den Film entwickelt hat. Das ist aber auch echt spannend, wie hat man das nur früher ausgehalten??

Zurück im Hotel setzt dann der Regen ein und immer wenn wir gerade denken, nun klart es auf, zieht das nächste Wolkenband heran. Also sitzen wir gemütlich bei Kaffee und Kartenspiel auf unserem Balkon und lassen es uns in der vorübergehenden Zweitheimat gut gehen. Nur der Hund versteht nicht ganz, warum das Tagesprogramm ausbleibt, schließlich hat er die Aufwärmrunde schon absolviert. Zunehmend deutlich signalisiert er uns, dass es nun endlich mal wieder losgehen könnte.

Nach kurzer Beratschlagung machen wir uns also auf den Weg Richtung Wolfhagen, wo es den alten Steinbruch „Katzenloch“ und die Burg Weidelsburg geben soll. Wir beschließen uns das mal genauer anzuschauen. Vielleicht haben wir ja Glück und wir sehen einen Uhu, die gerne an solchen Orten zu finden sind. (Spoiler: nein)

Finden ist das Stichwort. Dank Google fahren wir zunächst auf einen falschen Parkplatz, der an mehreren Fischteichen und künstlichen Bachläufen gelegen ist. Aus reinem Bauchgefühl, von dem Clemens bekanntlich über ziemlich viel verfügt, sehen wir nach, ob es etwas zu sehen gibt. Annika ist es schließlich, die eine Prachtlibelle entdeckt. Also schnell zurück zum Auto und die Fotoapparate geschnappt. Die nächste Stunde verbringen wir dann teils hockend, teils knieend und manchmal auch liegend (es ist nass und der ganze Boden mit kleinen Brennnesseln übersät) und beobachten die flinken Tiere bei ihren Balztänzen. Auch hier ist wieder ein Spoiler angebracht: Es ist unmöglich bei schlechten Lichtverhältnissen Prachtlibellen im Flug zu fotografieren. Ein paar schöne Fotos sind trotzdem bei rausgekommen.


Weiter geht es zum Steinbruch und der Burg. Vielleicht hätte uns die Beschreibung auf der Hinweistafel „Dieser kurze aber sehr anspruchsvolle Weg…“ stutzig machen sollen. Aber was sind schon 1,7km für uns mittlerweile geübten Wanderer? Währen der Fotosession am Libellenteich hat Spyke auch wieder deutlich gemacht, dass er sich einen Ausflug anders, genauer gesagt aktiver vorstellt. Das kann er nun wahrlich haben (während wir diese Zeilen schreiben, liegt er auf seiner Decke und schnarcht wie ein Weltmeister). Der Weg ist wirklich steil und durch den vorherigen Regen rutschig. Dennoch schaffen wir es nach oben und können einen kurzen Blick in die alten Gemäuer werfen. Clemens entdeckt noch ein Taubenschwänzchen, dass jedoch schneller wieder weg ist, als das man Foto sagen könnte.

Auch wenn der Steinbruch für die heutige Zeit klein wirkt so ist er doch umso beeindruckender, wenn man bedenkt, dass er zum Bau der Burg im 13. Jahrhundert genutzt wurde. Deutlich lassen sich die Muster in den Steinen als Spuren des Abbruchs noch heute erkennen.


Auf der Burg muss Spyke dann wieder als Fotomodell herhalten, was er mit einer Engelsgeduld über sich ergehen lässt und die Aufgabe schließlich mit Bravour meistert.


Beim Abstieg meldet sich dann langsam ein starkes Hungergefühl, so dass wir beschließen, gleich auf dem Rückweg irgendwo in der Nähe einzukehren. Allerdings ist Montag und kaum ein Lokal hat offen. In Wolfhagen finden wir dann die Lotusblüte, ein chinesisches Restaurant, mit dem wir uns schnell anfreunden können. Das Essen ist wirklich gut! Annika isst eine Hühnersuppe und „Ente vom Hof“, Clemens eine Sauer-Scharf Suppe und Gebratenes Schwein mit Bambus, Champignons, Zwiebeln und Knoblauch. In Punkto China-Restaurant sind wir ziemlich verwöhnt, seitdem wir die bisher unerreichte „Dynastie“ in Schleswig kennen, aber die „Lotusblüte“ in Wolfhagen kann auch guten Gewissens weiterempfohlen werden,

Danach geht es nach Hause, wo erst mal die Bilder gesichtet werden. Auch das Tagebuch will ja geschrieben werden. Eigentlich hatten wir vor noch an die Sperrmauer zu laufen um diese zu fotografieren. Allerdings regnet es gerade ziemlich heftig, so dass wir mal schauen müssen, ob wir noch loskommen. Der Aufmerksame Leser wird dies dann morgen erfahren. 

03.08.2021

Leider hat das Wetter uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber alles nicht so schlimm, wir haben ja noch den heutigen Tag und Abend. Diesen lassen wir zunächst langsam angehen und schlafen erst einmal aus. Das Wetter ist immer noch mäßig, so dass wir einen Kaffee kochen und auf dem Balkon ein paar Runden Phase 10 spielen. Immer wenn wir denken, nun klart es auf, kommt eine neue Regenfront aufgezogen und die tief hängenden Wolken in den Bergen verheißen auch keine wirkliche Besserung.


Da wir nicht den ganzen Tag im Hotel sitzen wollen, gehen wir dann doch irgendwann los zur anderen Seeseite in der Absicht bis zur Hammerbergspitze zu kommen und von dort vielleicht nochmal einen schönen Blick auf Schloss Waldeck zu erhaschen. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Schon nach wenigen Metern setzt der Regen wieder ein. Wir gehen zwar noch ein Stück am Ufer entlang aber so richtige Fotostimmung will nicht aufkommen. Also zurück ins Hotel und fertig machen für das Abendessen, dass noch mal beim Libanesen in Bad Wildungen ansteht.

Und auch an diesem Abend entsteht kein Foto der beleuchteten Sperrmauer. Zum Einen spielt das Wetter noch immer nicht mit, zum Anderen hapert es dann auch an unserer Motivation. Bei unserem nachmittäglichen Spaziergang hatten wir die Locations gechecked und mussten feststellen, dass die wirklich fotogenen Winkel aufgrund von Baustellen zur Zeit nicht zugänglich sind. Schließlich überzeugen wir uns selbst damit, dass man nicht jedes Foto, das es schon zigfach gibt selber auch nochmal schießen muss. Wir haben eine Menge toller Aufnahmen gemacht, so dass es auf diese jetzt nicht ankommt. So geht auch der letzte Abend auf dem Balkon zu Ende.

04.08.2021

Gleich morgens geht es ans Packen, so dass wir gleich nach dem Frühstück aufbrechen können. Wie auf der Hinfahrt packen wir das Auto nach einem ausgeklügelten System, so dass wir auch alles wieder mitbekommen und der Hund genügend Platz auf der Rückbank hat. Bevor wir die Region verlassen, müssen wir allerdings noch eine Besorgung machen. Wir haben nämlich von zu Hause aus noch einen Tipp bekommen, wo wir gute Ahle Worscht und leckere Leberwurst herbekommen – beim Schlachter in Hemfurth. Also fahren wir dort vorbei und kaufen gefühlt den Laden leer, bei all den Leckereien, die dort von der Decke hängen. 

Kaum über die Kasseler Berge fängt der Verkehr auch schon an zu stocken, als wir in die erste Baustelle kommen. Immer wieder fließt es nur zäh und wir beschließen gegen späten Mittag noch einmal einen Stopp in der Heide zu machen. Diesmal aber nicht nur zum Wandern sondern auch für das wohlverdiente Mittagessen. Hier führt uns der Weg wieder zu einem alten Bekannten, dem „Haverbeck Hof“. Zum Mittag gibt es Heidschnuckenrücken in Preiselbeerkruste und wilden Broccoli mit Risoleekartoffeln an Portweisauce – ein purer Genuss! (Selbst Spyke mag Heidschnucke, wir lehnen es jedoch ab ihm eine eigene Portion zu bestellen.)

Dies trifft genau so wenig auf seine Begeisterung, wie die Tatsache, dass der anschließende Spaziergang aufgrund eines heftigen Gewitterschauers vorzeitig abgebrochen wird. Immerhin sehen wir noch lebendige Heidschnucken samt Schäfer, die nochmal ein schönes Motiv abgeben.


Dann beginnt die letzte und leider auch sehr zähe Etappe. Alleine für die paar Kilometer durch Hamburg brauchen wir knapp zwei Stunden und in Schleswig-Holstein hält uns Starkregen auf. Trotzdem sind wir gegen 19 Uhr endlich zu Hause und überlegen ob wir nicht doch wieder zurückfahren beim Anblick der Baustelle. Eine massive Staubschicht überdeckt den gesamten Boden und alles ist mit Werkzeug und Material zugestellt. O-Ton Handwerker: Ach, ihr seid heute schon nach Hause gekommen? Egal, wir arrangieren uns irgendwie und es bleiben ja noch ein paar Tage um die Wohnung wieder auf Vordermann zu bringen und die Küche klar für den Einbau zu machen. Aber das ist eine andere Geschichte (die die Fertigstellung dieses Tagebuchs allerdings maßgeblich verzögert hat)

Rückblickend hat die Region am Edersee viel zu bieten. Die Strecken im Mittelgebirge haben uns sehr gut gefallen (auch wenn sie zuweilen etwas anstrengend waren) und die Flora und Fauna war auch sehr abwechslungsreich. Kulinarisch gab es das eine oder andere Highlight, auch wenn die Prioritäten manchmal anders lagen. Wiederkommen müssen wir auf jeden Fall, nicht zuletzt um den Fuchs zu erwischen und vielleicht doch noch die beleuchtete Edertalsperre zu fotografieren… 

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