Sachsenwald 2021

Montag, 13.09.2021

Gleich früh morgens geht es los – aber erst mal noch zu einer Besprechung ins Amt. Sehr passend – es geht um den Tourismus. Draußen steht der Wagen gepackt und klar zur Abreise. Die Reise geht nach Aumühle (östlich von Hamburg) in den Sachsenwald. Genauer gesagt in das Hotel „Waldesruh am See“. Hier stehen 5 Tage mit Fotos rund um das Thema „Wald“ auf dem Programm. Der Sachsenwald bietet da beste Voraussetzungen, da es inzwischen recht herbstlich ist und auch zahlreiche Pilze den Waldboden und das Totholz verzieren. Leider lässt der Wetterbericht zu wünschen übrig. Ab Mittwoch soll es nass und ungemütlich werden. Aber egal, das Regenzeug ist gepackt und vielleicht kann ja auch daraus etwas stimmungsvolles entstehen.

Gleich auf dem Weg wird noch ein Halt in Kuddewörde gemacht und die alte Brücke über die Bille in schönster herbstlicher Stimmung abgelichtet.



Es steht zu vermuten, dass ohnehin die beiden Weitwinkellinsen mehr zum Einsatz kommen, als das große Tele. Naja, wir werden sehen.

Nach dem Einchecken im Hotel geht es dann schon mal in den Wald. Die alte Wassermühle wird leider gerade restauriert und liegt in vielen einzelnen Teilen auf der Wiese neben der Bille. Schade, die hätte sicherlich ein tolles Motiv abgegeben.

Im Wald lässt sich aber auch einiges entdecken. Pilze und Perspektiven bieten sich für das ein oder andere Foto an. Praktischerweise habe ich dann auch gleich den Weg für morgen früh gefunden. (Auch wenn eindeutige Spuren die Präsenz von zahlreichen Wildschweinen andeuten, vor denen ich dann doch recht viel Respekt hab).  Dafür gibt es gute Möglichkeiten direkt an die Bille zu kommen und einen flüchtenden Eisvogel habe ich heute zumindest schon mal gesehen

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Nach einer kurzen Pause im Hotel und ein wenig Bildbearbeitung gibt es dann noch einen Ausflug nach Reinbek zum Bombay India House. Leckere Hühnersuppe und Chicken Jalfreze sind ein guter Abschluss für den Tag. Insbesondere die Suppe ist ein wahrer Genuss. Nun noch schnell ein wenig Tagebuch schreiben und dann ab ins Bett, da der Wecker Morgen schon um kurz nach sechs zu klingeln beliebt.

Dienstag, 14.09.2021

Gesagt getan. Beim Klingeln des Weckers bin ich allerdings schon zehn Minuten wach. Aber auch das macht das Aufstehen nicht leichter. Anders als vorhergesagt ist es draußen dunkel (ja, das war zu erwarten), aber der Himmel ist auch komplett zugezogen. Trotzdem mache ich los und umrunde wieder den See vor dem Hotel. Die Bewölkung sorgt allerdings dafür, dass ich zwar viele Vögel höre, auch einige sehe, aber ans Fotografieren ist nicht zu denken. Dem Geruch nach müssen auch Wildschweine im Laufe der Nacht den Weg zum Wasser gefunden haben, lassen sich aber (glücklicherweise) nicht blicken.

Die R6 verträgt zwar relativ hohe Isozahlen, aber jenseits der 4000 rauscht es doch zunehmend. So habe ich einen schönen Morgenspaziergang, bevor ich nach einer guten Stunde ins Hotel zurückkehre und erstmal frühstücke. Anschließend ist eine kleine Pause angesagt, da die Nacht doch etwas kurz war. Inzwischen nähert sich das Wetter auch der Vorhersage an. Die Sonne lacht durch die Bäume. Bevor ich losziehen kann, dauert es allerdings noch etwas. Denn für heute 12 Uhr hat Canon die Präsentation der neuen R3 angekündigt. Da muss ich bei der Übertragung dabei sein, vor allem weil die R3 eine gute Ergänzung zu meiner R6 wäre. Man wird ja noch träumen dürfen…

Die Sachen sind aber schon gepackt, so dass ich gleich im Anschluss mal Richtung Doktorbrücke aufbrechen werde. Im Gepäck ist heute die gesamte Palette: Teles, Weitwinkel, Stativ und Filtersatz. Ich bin gespannt, was mich erwartet.

Die Sonne lacht von einem freundlichen Himmel und eigentlich wäre das Licht schon viel zu hart, als ich gegen 13 Uhr endlich aufbreche. Da ich aber ohnehin vorhabe Langzeitbelichtungen zu machen, stört mich das eigentlich nicht so richtig. An der Doktorbrücke angekommen freue ich mich darüber den Platz für mich allein zu haben. So kann ich an den verschiedensten Seiten mein Stativ aufbauen und den richtigen Winkel finden. Letztendlich entscheide ich mich für das Weitwinkel (im Wesentlichen das 15-35 mm) und einen Graufilter der Stärke GDN 64. Das ermöglicht mir eine Belichtung von 10-15 Sekunden, so dass das Bild ruhiger wird. An der Doktorbrücke entstehen dann noch ein paar Aufnahmen von Bäumen und einem alten Kopfsteinpflasterweg. Zufrieden gehe ich wieder zurück zum Parkplatz. Unterwegs experimentiere ich dann noch etwas mit bewegten Bildern. Bei einer Belichtungszeit von einer ¼ Sekunde bewege ich die Kamera, so dass ein Bild entsteht, dass zwar keine Schärfe mehr zeigt, allerdings nach einem Pastellgemälde aussieht – man wird ja noch mal spielen dürfen…



Zum Abendessen gehe ich ins benachbarte Restaurant Italia und bekomme noch einen Platz auf der Terrasse. Vielleicht ja die letzte Möglichkeit in diesem Jahr draußen zu sitzen. Mit Blick auf den Mühlenteich gibt es Tomatensuppe, Lasagne und dazu ein kaltes Bier. Das Leben kann so schön sein.

Abends wird noch etwas gelesen, mit der Frau telefoniert und noch ein paar Pläne für den morgigen Tag gemacht. Der Wetterbericht sagt allerdings Regen voraus. Naja, mal sehen, wie sich die Situation nach dem Frühstück darstellt.

Mittwoch, 15.09.2021

Pünktlich um 08:15 wartet das Frühstück auf mich. Im Anschluss beschließe ich noch mal rauszugehen, solange das Wetter dies zulässt. Ab dem späten Vormittag soll es regnen. Aufgrund des komplett wolkenverhangenen Himmels nehme ich nur das „leichte Gepäck“ mit. Das 70-200 mm f/2.8 und das 85 mm f/2.0. Damit dürfte auch bei diesen Lichtverhältnissen das ein oder andere Foto möglich sein. Die LED Lampe nehme ich sicherheitshalber aber auch noch mit. Gleich zu Beginn ergeben sich ein paar schöne Gelegenheiten für Pilzfotos.

Da es immer noch trocken bleibt beschließe ich noch die gut 1,2 Kilometer weiter bis nach Friedrichsruh zu gehen, wo Bismarck begraben liegt. Eine gute Entscheidung. Weniger wegen Herrn Bismarck als wegen der Grünspechte, die vor mir aufliegen. Außerdem noch zahlreiche Eichelhäher, Sumpfmeisen und Kolkraben. Ich brache sicher nicht zu erwähnen, dass ich ja nur das kleine Tele dabei habe. Na gut, also schnelle wieder zurück (Luftfeuchtigkeit bei ca. 83 % - selbst im angrenzenden Schmetterlingspark werden die dort vorhandenen 80% schon als tropisch dargestellt). Tele eingepackt und wieder los. Diesmal allerdings mit dem Auto. Angekommen lässt sich natürlich nichts mehr blicken. Es sind auch inzwischen viele Menschen unterwegs. Außerdem setzt auch rechtzeitig der versprochene Regen ein. Also unverrichteter Dinge wieder ins Hotel, jedoch nicht ohne den Plan gefasst zu haben Morgen früh dort noch einmal vorbeizuschauen.



Immerhin stimmt die Wettervorhersage. Der Regen nimmt stetig zu und ich bin froh im trockenen zu sitzen, wo ich Bilder bearbeite, Tagebuch schreibe, lese und mich aufs Abendessen freue, das heute hier im Restaurant eingenommen werden soll. Und wenn der Regen noch mal nachlässt, will ich auch noch einmal in den Wald und die frischen Farben einfangen, die der Regen hinterlassen hat.

Der abendliche Spaziergang fällt dann etwas dürftig aus, da das Wetter nach wie vor sehr unbeständig ist. Üppiger ist dann das Abendessen: Wildboullion als Vorspeise, gefolgt von Wildschweinschnitzel mit Kartoffel/Gemüsestampf. Als Nachtisch eine Creme Brûlée mit Pfirsichsorbet. Es geht schlechter…

Donnerstag, 16.09.2021

Der Tag fängt recht langsam an. Nicht nur, dass mich die Küchenfee erst nach gut 30 Minuten im Frühstücksraum wahrnimmt, sondern auch, weil die Wettervorhersage stetig bergab gegangen ist. Wegen einer sehr durchwachsenen Nacht entscheide ich mich für die faule Variante. Noch ein kleines Schläfchen und dann gemütlich mal wieder ein Buch lesen. Auch dafür muss mal Zeit sein. Und dunklen Wald gibt es später auch noch.

Das kann ich nur bestätigen, als ich gegen 11:30 Uhr aufbreche. Dafür gibt es Pilze in allen Formen und Farben und schnell bin ich darin versunken die schönen Motive möglichst gut auf den Sensor zu bannen. Geheimnisvoll im dunklen Wald, mit zusätzlichem Licht oder durch drüsiges Springkraut um ein paar Farbtupfer einzufangen. 



Da vergehen schnell die Stunden. Kurz vor der Fürstenbrücke, wo ich einen Bogen schlagen möchte, höre ich schrille Rufe aus dem angrenzenden Fichtenwald. Schnell die NABU-App gezückt und richtig, mein Verdacht bestätigt sich. Es sind Schwarzspechte unterwegs. Eifrige Tagebuchleser wissen, dass diese schon seit längerem ein Wunschmotiv sind. Also rauf mit dem 100-500 mm und ab in die Fichten. Schnell wird klar, dass mindestens zwei Spechte unterwegs sind, die sich angeregt unterhalten. Klingt nach einer ausgiebigen Diskussion.

Da Schwarzspechte dazu neigen sehr weit oben in den Bäumen zu sitzen, sind Formatfüllende Bilder ausgeschlossen. An den Einsatz des Telekonverters (und der Konsequenz Blende 14) ist bei dieser Witterung auch nicht zu denken. Auch dies bestärkt mich darin, dass das 600 mm f/4 doch eine lohnenswerte Anschaffung wäre. (Was sind schon 14.000 €).  Nach einer Stunde intensiver Beschäftigung mit den Spechten, schlage ich einen Bogen in Richtung Hotel. Ich bin doch sehr gespannt, was da so auf der Speicherkarte zu sehen ist. Das Resultat ist gar nicht übel. Und ich werde wohl ohnehin noch einmal mit Annika hierher zurückkehren müssen. Naja, es gibt schlimmeres…



Nach einer weiteren Lesepause geht es dann abends wieder ins Restaurant. Heute gibt es Waldpilzsuppe und Hirschbraten (letzterer ist leider etwas trocken, der Gesamteindruck ist aber nach wie vor hervorragend=. Nun noch ein wenig Tagebuch schreiben und ein Telefonat mit der holden Gattin. Morgen soll es dann nach dem Frühstück entlang der Westküste wieder Richtung Roikier gehen.

Freitag, 17.09.2021

Das Wetter macht mir den Abschied leicht. Anfangs ist es zwar noch freundlich, doch dann zieht der Himmel schnell wieder zu. Auf dem Rückweg geht es noch einmal nach Friedrichsruh in der Hoffnung noch einmal die Grünspechte zu sichten.  Leider vergeblich. Stattdessen ziehen immer wieder Kolkraben unter lautem Gekrächze über mich Hinweg. 



Also ab Richtung Westküste.  Da die Auffahrt zur A 24 gesperrt ist führt der Weg zunächst durch Hamburg und nach Niedersachsen, bevor es dann durch den Elbtunnel (!) wieder zurück Richtung Schleswig-Holstein geht. Warum auch immer. Aber letztlich gelange ich doch nach Dithmarschen und fahre in Richtung Speicherkoog und Wöhrdener Loch, die der NABU als Vogelbeobachtungsorte empfiehlt. Und – typisch Dithmarschen – immer wieder passiere ich die verschiedensten Kohlfelder. Heute geht es weniger darum lange Beobachtungen zu machen, sondern vielmehr mal zu schauen, ob sich ein Ausflug dorthin lohnt. Und ja, es sieht durchaus vielversprechend aus. Als ich dann noch einen Löffler auf Fotoabstand sehe steht fest: Das Wöhrdener Loch muss ich erneut heimsuchen.



Über Tönning geht’s dann zurück. Hier noch einmal im Schlosspark nachgeschaut, wo gerne mal Eulen anzutreffen sind, aber diese halten sich heute mal zurück. Vielleicht gibt es im Winter noch einmal eine bessere Gelegenheit.

Also auf nach Hause, wo die nächsten Herausforderungen warten und wo die nächste Reise (Allgäu) vorbereitet werden will.

Bis dann! 

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