Bohmstedt 2022
02.04.2022
Endlich wieder Urlaub – und was passt besser in diese Zeit, als eine Fernreise ins tropische Nordfriesland? Naja, zumindest die hohe Luftfeuchtigkeit ist hier gegeben, mal von oben, mal von vorne, mal in nass, mal in kalt und weiß…
Gegen Mittag brechen wir zu Hause auf, um eine knappe Stunde später in Paulsen’s Landgasthof einzuchecken. Es ist schön mal wieder in bekannter Umgebung zu sein. Nach kurzer Pause – nach sei einer anstrengenden Anfahrt muss man sich ja erholen – werden die Fotosachen zusammengepackt und es geht das erste Mal in den Koog, der nur knappe 10 Autominuten entfernt ist.
Hier verschaffen wir uns erstmal einen Überblick und müssen feststellen, dass die Schilfgürtel stark zurückgeschnitten wurden, was sicherlich gut für die Landschaft aber schlecht für unser Fotovorhaben „Blaukehlchen im Schilf“ ist. Egal, davon lassen wir uns nicht entmutigen und schauen auf eine Stippvisite in den beiden Beobachtungshütten vorbei.
In der ersten ist besonders hoher Wasserstand, so dass die Limikolen und Enten, die sonst gerne am Ufer umherlaufen, nicht anwesend sind; dafür aber einige Graugänse, die das eine oder andere Flugmanöver darbieten.
In der zweiten Hütte ist dafür umso mehr Gänsespektakel – mehr als tausend Nonnengänse tummeln sich dicht an dicht zu Land und zu Wasser. Beindruckend!
Anschließend geht es weiter zur Arlauer Schleuse, denn auch dort warten Beobachtungshütten auf uns. Unterwegs huscht plötzlich was über die Straße und bleibt kurz orientierungslos am Straßenrand stehen. Bei näherer Betrachtung entpuppt es sich als stattliches Nutria. Nach kurzem Überdenken seines Standortes, macht es sich eilig auf zum nächsten Wassergraben.
An der Scleuse ist nicht sehr viel los, ein paar Sandregenpfeifer lassen sich auf einer Sandbank in der Abendsonne sehen und weiter entfernt tummeln sich Brandgänse. Auf der Landseite lässt sich gar nichts blicken und da der Wind deutlich auffrischt, beschließen wir, den Rückweg anzutreten. Schließlich wartet ja ein 3-Gänge-Menue auf uns.
Schon der Gruß aus der Küche mit Tomatenmarmelade und selbstgebackenem Brot lässt Gutes erahnen. Es folgt ein Rinderfiletcarpaccio mit Pesto und Parmesan, Secreto vom Schwein mit Portweinjus an Romanesco und Rosmarinkartoffeln und zum Abschluss Créme Brûlée und Rhabarbersorbet – bei so einem Hochgenuss darf natürlich ein leckerer Verdauer (Aprikosen- bzw. Williamsbrand aus dem Hause Rust) nicht fehlen.
Zufrieden mit dem ersten Tag fallen wir in unsere bequemen Betten – den Wecker auf sieben Uhr gestellt.
03.04.2022
Die Lust, seinem Ruf am nächsten Morgen auch wirklich zu folgen, hält sich sehr in Grenzen. Trotzdem raffen wir uns auf unser Equipment zusammen und ziehen wieder los in den Koog. Vorher allerdings heißt es erstmal Eis und Schnee vom Auto entfernen.
Die Entscheidung, dem inneren Schweinehund nachzugeben, erweist sich als richtig. Die erhofften Blaukehlchen sind zwar (noch) nicht dabei, dafür aber Uferschnepfen, Brachvögel, Seeadler, Kiebitze und Hasen. Und natürlich wieder eine Menge Gänse, die von der Anwesenheit der drei Adler nicht einmal halb so erfreut sind wie wir. Das Wetter wechselt derweil im Minutentakt: erfreuten wir uns gerade noch am warmen Morgenlicht, fängt es in der nächsten Minute an zu Schneien und zu Hageln und Regenbögen schmücken den Himmel. Ein tolles Schauspiel, von dem sich Uferschnepfe und Brachvogel auf Futtersuche allerdings nicht beeindrucken lassen, stoisch durchlöchern sie den Boden mit ihren langen Schnäbeln.
Der Frühstückshunger und ein gewisser Kaffeebedarf lässt uns dann auch wieder in Richtung Hotel aufbrechen, wo ein wunderbares Frühstück auf uns wartet. Anschließend werden Bilder gesichtet und diese Zeilen niedergeschrieben.
Das Wetter bleibt wechselhaft und der Wind frischt auf, aber davon lassen wir uns natürlich nicht abhalten und begeben uns mittags zu einem Locationscouting an das Speicherbecken hinter dem Beltringharder Koog. Unseren Plan, vorher noch schnell ein Fischbrötchen zu uns zu nehmen scheitert an der Tatsache, dass wir nirgendwo eines bekommen… dann eben nicht!
Ein Vogelfotograf hatte uns vor einiger Zeit berichtet, dass am Speicherbecken zahlreiche Singvögel zu finden sein, darunter Schneeammern und Bartmeisen. Grund genug, sich das Ganze mal näher anzuschauen. Anscheinend ist der Wind aber zu stark und es lässt sich kein einziger Vogel blicken. Nur die Deichschafe trotzen dem widrigen Wetter und beäugen uns und unsere Fotoausrüstung neugierig. Ja, die Lämmer sind schon ganz niedlich und das ein oder andere Foto wird gemacht. Die Szenerie hat fast schon was Schönes und Frühlingshaftes – bis wir uns umdrehen und in einen tiefgrauen Himmel blicken, der alles andere als etwas Gutes erahnen lässt. Uns so legen wir die letzten hunderte Meter zum Auto in immer schnelleren Schritten zurück. Doch vergebens, der immer stärker werdende Regen von vorne (begleitet von dem ein oder anderen Hagelkorn) holt uns bald ein und wir sind froh, als wir endlich wieder im trockenen Wagen sitzen. Inständig hofft Clemens, dass die R5 wasserbeständiger ist als ihr Vorgänger, der uns in die Heide begleitete (siehe entsprechendes Reisetagebuch).
Zu Hause werden erst einmal wieder Bilder bearbeitet und das Hotelnetzwerk mit dem Hochladen selbiger fast an die Grenzen seiner Leistung gebracht.
Am Abend wartet wieder ein grandioses Essen auf uns: Tomatensuppe mit Klößen, Schollenfilet mit Bratkartoffeln und Salat und Mousse au chocolat mit Whiskyeiscreme – mehr muss man wohl dazu nicht schreiben. Ein weiterer Vorteil nicht zu weit von der Heimat entfernt zu sein: dazu gibt es ein leckeres Flens. Zufrieden fallen wir in unsere Betten. Für morgen bleibt der Wecker aus, da die Wetteraussichten gruselig sind. Wir sind uns aber sicher, dass wir wie immer das Beste daraus machen werden.
04.04.2022
Es regnet – und stürmt! Und es ist dunkel und kalt. Wir beschließen den Tag sehr langsam anzugehen und bleiben nach dem Frühstück erst einmal auf dem Zimmer. Es gibt schließlich genug Bilder zu bearbeiten. Erst gegen späten Mittag raffen wir uns auf, kochen eine Thermoskanne Kaffee und fahren wieder in den Koog. Zumindest ist die Wahrscheinlichkeit, heute jemand anderen dort zu treffen sehr gering.
Am Hide angekommen sind wir dann auch weit und breit die einzigen Säugetiere. Wir flüchten in das trockene innere und richten uns häuslich ein. Da ein strammer Westwind weht, können wir die Luken zu den für uns spannenden Seiten problemlos öffnen ohne nass zu regnen oder weggepustet zu werden. Man könnte sogar fast behaupten, dass es gemütlich ist in der kleinen Hütte.
Und tatsächlich sind eine ganze Reihe Enten auf dem Wasser unterwegs. Krickenten, Löffelenten, Stockenten, Haubentaucher, Blässhühner und bereits brütende Graugänse sind zu sehen, auch Kiebitze fliegen dann und wann vorüber. Einen eher mitleiderregenden Anblick bietet die völlig durchnässte Bachstelze, die gleich außerhalb des Hides in einem Weidenbusch hockt.
Entlang der Straße zum Deich sehen wir zahlreiche Austernfischer, Uferschnepfen, Rotschenkel, Säbelschnäbler, Brachvögel, Sanderlinge und weitere Enten und Gänse. Diese sind jedoch alle so weit weg, dass es sich nicht lohnt den Fotoapparat in Anschlag zu bringen. Außerdem fehlt hier in den Feuchtwiesen schlicht und einfach das Licht.
Also geht es zur Bilderschau wieder ins Hotel zurück. Ein paar ganz gelungene Fotos sind doch entstanden.
Statt eines 3-Gang-Menues gibt es heute kalt-warmes Buffet. Auch hier schlagen wir uns die Bäuche mit Fisch und Fleisch, Suppe und Süßspeisen voll. Und ja, Clemens ist voll davon überzeugt, dass man die Safran-Weißwein-Sauce (eigentlich für den Fisch) auch wunderbar als Suppe essen kann… zumindest tut der Herr am Nebentisch das gleiche. Warum würde diese auch sonst unmittelbar neben der Tomatensuppe stehen?!
Nach dem Abendessen geht es an eine neue Aufgabe, dem Videoschneiden – Spoileralarm: Es wird demnächst ein zusätzliches Reiseformat geben. Seid gespannt!
Da für morgen das Wetter wieder freundlicher sein soll, stellen wir wieder früh den Wecker. Mal sehen, was sich so ergibt.
05.04.2022
Was für ein Tag! Aber beginnen wir am Anfang…
6.50 Uhr – der Wecker reißt uns aus unseren süßesten Träumen. Wollen wir wirklich das warme Bett verlassen? Immerhin geht draußen tatsächlich gerade die Sonne auf. Das Zögern dauert nur kurz und schon ein paar Minuten später fahren wir mal wieder Richtung Beltringharder Koog. Laut Wettervorhersage haben wir einen Sonnenkorridor von sieben bis acht Uhr, noch nieselt es aber leise vor sich hin. Doch plötzlich bricht die Sonne durch und taucht die Marschen in ein goldenes Licht. Unsere gefiederten Freunde sind auch schon wieder da. Akrobatisch fliegende Kiebitze (Liebesspiel oder Revierkampf? Man weiß es nicht genau) rufen laut in den Morgen. Zu sehen sind auch zahlreiche Uferschnepfen, Brachvögel und Austernfischer. Auch einige wenige Singvögel lassen sich blicken (Wiesenpieper, Feldlerche, Rohrammer), leider ist jedoch kein erhofftes Blaukehlchen darunter.
Als die Sonne langsam wieder hinter den Wolken verschwindet, treten wir den Rückweg an. Neben der Straße posiert eine Uferschnepfe auf einem Weidezaunpfahl und lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen.
Plötzlich huscht vor unserem Auto etwas über die Straße und verschwindet im nächsten Wassergraben: ein Fischotter! Wir können unser Glück kaum fassen, schaffen es aber beide nicht, den kurzen Moment zu nutzen und ein Foto zu machen. Noch einmal taucht er kurz aus dem Wasser auf, verschwindet dann aber endgültig im Dickicht des Ufers.
Der Frühstückshunger treibt uns anschließend wieder ins Hotel. Auf der Rückfahrt sehen wir noch eine wunderschöne männliche Kornweihe – gut zu erkennen am hellgrauen Gefieder - neben der Straße, aber auch sie ist zu schnell weg, als dass man sie auf den Sensor hätte bannen können.
Nach dem Frühstück werden Bilder gesichtet und bearbeitet, bevor wir uns erneut auf den Weg machen. Fotoziel ist eine Waldohreule. Allerdings laufen wir zwei Stunden vergebens suchend umher. Irgendwann geben wir auf, essen noch fix ein Fischbrötchen und begeben uns wieder zum Auto. Kurz bevor wir wieder dort ankommen, sehen wir einen plumpen Vogel in einer Birke sitzen. Und tatsächlich, es ist eine Waldohreule! Schnell das Equipment geschultert und auf zur Fotosession. Die Eule quittiert das ganze lediglich mit einem kurzen gelangweilten Blick und döst dann weiter vor sich hin. So können wir sie in Ruhe von allen Seiten ablichten.
Abends entfällt unser Menü und wir dürfen uns Essen á la carte aussuchen. Gratinierter Ziegenkäse mit karamellisierten Nüssen (Annika) und eine Frische Friesische Rindersuppe (Clemens) bilden den Start, gefolgt von Kräuterschnitzel an Champignonrahm und Bratkartoffel, den Abschluss bildeten Creme Brûlée mit Kaffeeeis (Clemens) und ein warmes Schokotörtchen mit Kirschsorbet (Annika) – darauf muss es noch ein Verdauer sein! Satt und mehr als zufrieden fallen wir ins Bett.
Was für ein Tag!
06.04.2022
Der Wettergott ist heute wieder nicht gnädig mit uns. Also verbringen wir die erste Tageshälfte mit dem Sichten und Schneiden von Videos. Gegen späten Mittag beschließen wir dann doch dem Regen zu trotzen, kochen uns wie immer ein Käffchen und ziehen wieder in den Koog. Irgendwas gibt es ja eigentlich immer zu sehen – warum dann nicht auch heute?!
Nachdem wir Position bezogen haben, stellen wir schnell fest: gerade heute! Schon nach einem kurzen Moment fliegt ein Jungadler seine Runden über der Lagune. Immer wieder scheucht er Gänse und Enten auf, scheint mit der Jagd jedoch eher kein Glück zu haben. Eine ganze Weile sieht es so aus, als ob es tatsächlich besonders ruhig ist. Nur die und schon bekannte Gans liegt seelenruhig auf ihrem Nest und brütet.
Doch langsam näher sich eine große Gruppe Löffelenten. Die durchpflügen mit ihren breiten Schnäbeln das Wasser nach Nahrung, die sie mit den Barten herausfiltern. Zu ihnen gesellen sich nach und nach Reiherenten, Schnatterenten, Nonnengänse und schließlich auch zwei Schwarzhalstaucher.
Nach einer kurzen Kaffeepause, in der immer mehr Leben einkehrt, fliegt plötzlich alles auf, was dazu in der Lage ist. Geistesgegenwärtig reißen wir die Kameras gen Himmel und richtig: unmittelbar über uns fliegt ein weiterer stattlicher Seeadler. Auch er zieht eine Runde, bevor er langsam am Horizont entschwindet. Da wir davon ausgehen, dass es besser nicht werden kann und es langsam auch etwas kalt wird, beschließen wir es für heute gut sein zu lassen. Wir haben viel gesehen und nebenbei auch viele Sequenzen für unser neues Videoprojekt gedreht.
Auf der Rückfahrt jagt dann noch eine Rohrweihe hinter Kiebitzen her. Oder ist es umgekehrt? Das Ganze ist etwas unübersichtlich.
Die nächsten Stunden vergehen mit dem Sichten von ziemlich vielen Bildern. Und wir können sagen, dass wir mit der Ausbeute doch recht zufrieden sind.
Abends dürfen wir dann wieder Essen von der Karte wählen. Bei Annika gibt es Krabbensuppe, Pannfisch mit Weißweinsauce und Eis, bei Clemens Frische Rindersuppe, Lammfilet und wieder einmal Creme Brûlée.
Was die Stimmung heute allerdings sehr trübt, ist das Ehepaar am Nebentisch. Er beschwert sich die komplette Zeit über ununterbrochen über alles, was auch nur im Entferntesten mit dem Essen und dem Service zu tun hat. Und dies so laut, dass man unweigerlich zuhören muss. Auch wir werden von seinem Lamenti nicht verschont, moniert er sich doch über seiner Meinung nach zu legere Kleidung.
Irgendwann platzt uns (besser: Clemens) der Kragen – spätestens, nach dem die Damen aus dem Service von dem unverschämten Kerl als „Tischschlampen“ tituliert werden - und wir werden ihm gegenüber dann auch mal etwas deutlicher. Anschließend bedanken wir uns beim Personal für die stets freundliche und familiäre Atmosphäre, was dankbar entgegengenommen wird. Wir können ohne jede Einschränkung Paulsens Landhotel und Restaurant empfehlen!
07.04.2022
Heute wollen wir mal etwas Neues entdecken. Und so fahren wir nach dem Frühstück ins Katinger Watt, wo der NABU drei Beobachtungshütten aufgestellt hat, die eine nähere Betrachtung wert sind. Wir fahren im Regen los, aber als wir ankommen, bricht der Himmel auf und die Sonne kommt raus. Der Weg zu den Hütten ist links und rechts von hohen Wällen gesäumt. So gelangt man von den Vögeln unentdeckt in die jeweiligen Hides. Innen in den Hides sind zudem viele Schautafeln angebracht, auf denen die möglichen Beobachtungen aufgezeigt sind. Wir sind wirklich begeistert.
Wegen des strammen Westwinds suchen wir die hinterste, nach Süden ausgerichtete Hütte auf und verbringen hier einige Stunden. Bedingt durch den starken Wind sind nur wenige Vögel zu sehen. Ein Schwanenpaar, ein Haubentaucher mit „Sturmfrisur“ und einige Enten. Außerdem fliegen Bachstelzen umher und sind mindestens so neugierig wie wir. Immer wieder schauen sie in das Hide und zeigen sich sogar auf der Fensterbank. Immer wieder fliegen Schnatterenten vorbei und auch der Seeadler zeigt sich in der Ferne. Highlight sind aber ein Paar Zwergtaucher, die auf Nahrungssuche sind. Immer wieder tauchen sie ab um schließlich in gutem Fotoabstand wieder aufzutauchen. Der Wind nimmt noch an Stärke zu und irgendwann sind wir komplett durchgefroren und beschließen erstmal wieder nach Hause zu fahren.
Nach kurzer Pause geht es dann noch mal in den Beltringharder Koog in „unseren“ Hide. Hier suchen wieder zahlreiche Löffelenten Schutz vor dem Wind auf der windgeschützten Seite der kleinen Insel und Gänse und Brachvögel versuchen sich in der Luft zu halten, was gar nicht so einfach ist. Sogar der Seeadler schaut wieder vorbei. Dieses Mal das adulte Tier. Zu unserem großen Ärger müssen wir allerdings feststellen, dass die SD Karte in der GoPro defekt ist und die Kamera vorschlägt, diese zu formatieren. Schließlich fahren wir ins Hotel um zu prüfen, ob sich noch was wiederherstellen lässt. Naja, ein paar Fragmente sind noch zu retten. Zur Not müssen wir einige Aufnahmen noch wiederholen. In unserem neuen Vorhaben eines Videotagebuchs lassen wir uns davon jedoch nicht stoppen.
Abends gibt es das „Überraschungsmenü“ und die ersten Getränke gehen als Reaktion auf den gestrigen Abend aufs Haus. Eine wirklich nette Geste!
Nach warmem Lachs auf geeistem Rote-Beete Carpaccio gibt es ein Rumpsteak an der Kräuterkruste und ein sagenhaftes Kartoffel-Zucchini Gratin. Zum Nachtisch dann Kaffeeeis mit Sahne und warmem Rharbarberkompott. Dazu einen Capuccino für Annika und Aprikosenbrand für Clemens. Was für ein Mahl! Müde fallen wir anschließend in die Betten, da der Wecker Morgen mal wieder um 6 klingeln wird.
08.04.2022
Wir quälen uns tatsächlich um 6 Uhr aus dem Bett. Am Horizont färben sich die ersten Wollen in ein intensives Rosa und die Hoffnung auf einen schönen Morgen im Koog steigt. Aber wie heißt es doch so schön – freu Dich nie zu früh! Hinter uns und vor uns blitzt der blaue Himmel aber über unserem Auto hängen die dunklen Wolken fest und an ein schönes Licht ist nicht zu denken. Trotzdem können wir eine ganze Gruppe Hasen beim Morgensport beobachten und ablichten.
Müde und etwas enttäuscht fahren wir wieder ins Hotel zurück – nur um beim Frühstück von strahlendem Sonnenschein umgeben zu sein. Der Aprilbleibt eben seinem Ruf treu. Nach dem Studium des Wetterradars fahren wir gegen Mittag in Richtung Westerhever. Ein dramatischer Wolkenhimmel über Watt und Leuchtturm gibt immer ein gutes Fotomotiv ab. Neben dem Fotoequipment haben wir auch einen prall gefüllten Picknickkorb vom Hotel im Gepäck, den wir später irgendwo draußen plündern wollen. Dass auf dem Weg zum Auto erbsgroße Hagelkörner vom Himmel prasseln ignorieren wir dabei einfach.
In Westerhever stürmt es, aber immerhin ist es trocken – noch! Wir machen ein paar Bilder, Clemens zieht dafür sein Weitwinkel auf, Annika hat ihre Boxkamera mit, aber schon droht die nächste Regenfront. Also wieder zurück zum Wagen. Da sich bei uns der kleine Hunger meldet, suchen wir nach einem geeigneten Picknickplatz und werden im Katinger Watt an einem Aussichtsturm fündig. Echte Nordlichter können auch im schlimmsten Wetter genießen.
Zurück im Hotel steht wie immer die Foto- und Videosichtung an, bevor es auch schon wieder zum Abendessen geht: Frische Suppe, Matjes (Annika) und Gorgonzolaravioli (Clemens) und ein leckeres Eis machen den Schlemmertag perfekt.
09.04.2022
Heute kann es regnen, stürmen oder schnei’n, denn du strahlst ja selber, wie der Sonnenschein…
Clemens hat Geburtstag und der wird gleich im wahrsten Sinne eingeläutet. Kurz vor acht lässt uns eine schrille Sirene aus dem Bett und in die Klamotten springen – Feueralarm! Zum Glück kann schnell Entwarnung gegeben werden, vermutlich hatte nur ein anderer Hotelgast die Dusche zu heiß aufgedreht und so mit dem Wasserdampf den Alarm ausgelöst. Es soll doch keiner sagen, wir erleben nix in unserem Urlaub.
Wo wir nun schon mal wach sind, fahren wir nach dem Frühstück (das tolle Team vom Hotel hatte den Tisch liebevoll für Clemens geschmückt!) wieder in „unseren“ Koog, müssen aber feststellen, dass es vor anderen Autos heute nur so wimmelt. Einige Leute steigen sogar aus und gehen bis ganz an die Absperrungen heran, um sich dann zu wundern, warum sie keine tollen Fotos mit ihrem Smartphone machen können und dann auch noch die Vögel sofort auf und davon fliegen. Außerdem ist die Sonne, die sich tatsächlich mal zeigt, bereits zu hart und erschwert das Fotografieren erheblich.
Wir beschließen also zurück zum Hotel zu fahren und erst einmal weiter an Bildern und Videos zu basteln.
Etwas später starten wir erneut, diesmal zur Arlauer Schleuse, wo sich neben einem breiten Schilfgürten zwei weitere Beobachtungshütten befinden. Wir hoffen hier ungestörter zu sein und tatsächlich ist keine Menschenseele weit und breit zu sehen. In der Hütte der zur windabgewandten Seite lassen wir uns nieder und sehen – nichts. Ein nahezu leerer See, nur ganz weit entfernt dümpeln ein Paar Enten vor sich hin. Aber wir wären nicht wir, wenn wir uns davon die Laune verderben lassen würden. So drehen wir ein paar Videosequenzen und harren ansonsten der weiteren Dinge. Und so kommt plötzlich doch Leben in den Tümpel. Zunächst schwimmt ein Blässhuhn an uns vorbei und anschließend eine uns unbekannte Entenart, die wir durch Geisterhand im Schilf verschwindet. Sollte dort das „Ufer 9 ¾“ sein? Wir recherchieren kurz, um was für ein zauberhaftes Tier es sich wohl handelt: Es ist eine Spießente, die vermutlich ihr Nest im Schilf hat. Einige Zeit später taucht so von dort wieder auf und schwimm in kurzer Distanz vor dem Hide entlang. Auch ein Schwan und ein Haubentaucher geben sich in goldenem Abendlich die Ehre. Dabei hatten wir eigentlich schon mit dem Gedanken gespielt den Ansitz abzubrechen, weil so gar nichts zu sehen war. Es beweist mal wieder: Geduld zahlt sich in der Naturfotografie aus!
Zufrieden fahren wir wieder zum Hotel, die Zeit ist bereits weit fortgeschritten und es wartet heute Abend ja noch das Geburtstagsessen auf uns. Es gibt das sogenannte Steakbrett: Huhn, Schwein und Rind mit Bratkartoffel, mediterranem Gemüse, Kräuterbutter und Sauce für 2 Personen. Das Hotel spendiert noch zwei Gläser Sekt und so stoßen wir sowohl auf Clemens neues Lebendjahr als auch auf einen gelungenen Urlaub an.
Morgen geht es dann wieder nach Hause. Auch wenn unser Zielobjekt, das Blaukehlchen, sich nicht hat blicken lassen, war es ein wunderschöner Urlaub, in dem wir viele neue Tierarten ablichten konnten. Und wir sind uns sicher, dass wir nicht das letzte Mal Gäste in Bohmstedt in Paulsen’s Landhotel waren. Und das nächste dann hoffentlich auch wieder mit Hund…
Ende :)
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