Wildeshauser Geest 2022


23.07.2022


Sommer, Sonne, Sonnenschein! Es ist mal wieder Zeit für eine Fernreise. Dieses Mal verschlägt es uns in den Wilden Westen – genauer gesagt in die Wildeshauser Geest zwischen Bremen, Oldenburg und Osnabrück. Die errechnete Fahrzeit beträgt ca. 3,5 Stunden, also genau der richtige Abstand für einen 5-Tage-Tripp. Clemens kennt die Gegend bereits und so freut sich Annika über Ihren exklusiven Reiseführer. Auch das Wetter scheint auf unserer Seite zu sein. Anfänglich werden zwar noch anstrenge Temperaturen um die 30°C erwartet (is ja nix für uns Nordlichter), aber dann soll es auf wunderbare 23 °C abkühlen und so ein perfektes Wanderwetter geben.


Gleich nach Annikas Arbeit zwischen 13 und 14 Uhr soll es losgehen, die Koffer sind schon gepackt und im Auto verstaut, die daheim bleibenden Tiere versorgt und auch der Tisch im Hoteleigenen Restaurant ist bereits für 20 Uhr vorbestellt – wir wollen ja auf Nummer Sicher gehen. Denn durch Zufall haben wir im Radio gehört, dass der Elbtunnel in Hamburg ausgerechnet an diesem Wochenende gesperrt ist. Aber 6 Stunden dürfte ja zu machen sein. Da sind schließlich knapp 3 Stunden Puffer eingeplant.

Mit dabei ist das erste Mal auch James, der seinen Platz auf der Rückbank des Benz bezieht und schon nach wenigen 100m entschlummert.



Großartigerweise kommen wir dann auch schon um 13 Uhr los und freuen uns schon bei der Abfahrt auf unser Abendbrot. Wir schlauen Füchse haben nämlich beschlossen, die Elbfähre bei Glückstadt zu nehmen, da wir dann zumindest schon auf der richtigen Seite von Hamburg sind. Und etwas Wartezeit können wir locker wegstecken. Die beträgt dann allerdings rd 3,5 Stunden, so dass sämtliche Zeitpläne hinfällig sind. Gegen 21 Uhr kommen wir im Gut Altona an und checken ein. Die Küche hat allerdings schon geschlossen. Sehr schade, da wir uns die Wartezeit damit verkürzt hatten uns die durchaus attraktive Speisekarte vorzulesen. Naja, schnell das Zimmer bezogen und ab nach Wildeshausen, wo wir beim örtlichen Italiener einen schönen Tisch auf einer Terrasse direkt an der Hunte zugewiesen bekommen.


Tomatensuppe und Lasagne sowie Bruschetta und Tortelloni al Porcini versöhnen dann mit der langen Fahrzeit und wir drehen anschließend noch eine kleine Runde durch Wildeshausen. Dort findet an dem Abend ein Stadtfest mit Livemusik und vielen Ständen statt. Aber sowohl die vielen Menschen als auch die laute Musik stören James nicht im Geringsten, souverän läuft er durch die Straßen, als hätte er nie etwas anderes gemacht.


Am späten Abend fallen wir dann rechtschaffend müde ins Bett - der Hund zwischen uns – und träumen schon vom nächsten Tag. Da soll es dann in den Hasbruch gehen, einem richtigen Urwald mit über 1000jährigen Eichen. Wir sind gespannt!


24.07.2022

Nach der ersten Hunderunde um 05:30 Uhr an die Teiche beim Hotel (Clemens und James) geht es dann noch mal ins Bett. Der Sonnenaufgang sieht nicht sehr vielversprechend aus und so kann man gut bis zum Frühstück, das ab 8 zu bekommen ist, noch ein bisschen schlummern. Gesagt, getan.



Dann brechen wir allerdings auch gleich auf, da wir hoffen, den noch nicht ganz so warmen Teil des Tages im kühleren Wald zu verbringen. Die Rechnung geht auch auf, aber die feuchte Wärme ist trotzdem sehr raumgreifend. Das ist aber schnell vergessen, da wir einen schönen Weg an imposanten Bäumen entlanggehen. Hier findet sich zum Beispiel die Frederikeneiche, die immerhin rund 1250 Jahre auf dem Buckel hat. Das Fotografieren im Wald ist allerdings herausfordernd, da die Lichtverhältnisse sehr besonders sind. Licht und Schatten machen die richtige Belichtung zu einer komplexen Herausforderung. Aber das ein oder andere gelungene Bild ist doch dabei. Auch die Fauna hält einige Überraschungen bereit. Schmetterlinge, wie den Kaisermantel und den kleinen Eisvogel, Hornissen bei der Jagd und zahlreiche Käfer lassen uns immer wieder anhalten und staunen.


Nach 6,5 Kilometern sind wir wieder beim Auto angelangt und machen ob der erdrückenden Temperaturen erstmal eine Siesta und sortieren Bilder, schreiben Tagebuch etc.
Zu 19:30 geht es dann ins alte Amtshaus nach Wildeshausen (mit der schönen Adresse „Herrlichkeit“). Hier können wir im schönen Biergarten (es sind immer noch 28 Grad) mit Blick auf die Kirche leckeres regionales Essen genießen: Calvadoshähnchen mit glasierten Honig-Chili-Kartoffelspalten und Rumpsteak Souvide mit Baconerbsen und Macairekartoffeln, danach eine Dessertvariation. Dem Hund fallen unter dem Tisch schon die Augen zu, also gibt es nur noch eine kurze Verdauungsrunde und danach ab ins Hotel.


Für den morgigen Tag sind die Wetteraussichten nicht gerade wanderfreudig. Es soll sehr schnell sehr heiß werden und später Gewitter geben. Schauen wir mal, wie wir daraus das Beste machen können.

25.07.2022


Der Wille war da, allein der innere Schweinehund war zu groß – wir verschlafen den Sonnenaufgang (den es vermutlich ohnehin nicht gegeben hätte) und ziehen wieder erst nach dem Frühstück los. Ziel sind die Ahlhorner Fischteiche. Der Himmel ist bedeckt, die Temperatur kratzt bereits wieder an den 30°C und die Luftfeuchtigkeit ist tropisch. Also lassen wir es langsam angehen und schlendern mehr als dass wir wandern den Wanderweg „Blockhütte“ entlang. Einzig der Hund sprintet voller Elan vorweg, kann er sich doch immer wieder im kühlen Nass der Teiche Abkühlung verschaffen (was er ausgiebig tut – Memo an uns: bei nächster Gelegenheit seinen Bademantel ins Auto legen…).


Auch fotografisch gehen wir es heute gelassen an. Vor allem das Makro kommt heute zum Einsatz. Zahlreiche Insekten fühlen sich bei der Witterung deutlich wohler als wir und finden sich im Gestrüpp am Wegesrand. Käfer, Libellen, Fliegen, Bienen und Larven sind reichlich vorhanden. Zu Annikas großer Freude auch zahlreiche Stechmücken und verschiedenste Bremsenarten. Es bleibt heute bei einer kurzen Runde, die wir mit einer ausgiebigen Fotosession auf dem Rückweg beenden, da es hier am Jakobskreuzkraut die Raupe des Jakobskreuzbär zu bestaunen gibt. Dabei handelt es sich um eine schön schwarz gelb gefärbte Raupe, die einmal ein ebenfalls schöner, schwarz-roter Nachtfalter werden möchte (auch Blutbär oder Karminbär genannt).


Wieder im Hotel angekommen ruhen wir etwas aus, warten den kühlen Gewitterschauer ab um dann noch einmal Richtung Hunte loszuziehen.


Gesagt – getan. Die Temperatur ist etwas gesunken, allerdings bleibt die Luftfeuchtigkeit hoch. Der Huntepadd entpuppt sich als abwechslungsreicher Spazierweg entlang der – wie der Name schon sagt – Hunte, vorbei an beeindruckenden jungsteinzeitliches Großgräbern, durch idyllische Waldstücke und den beschaulichen Ort Dötlingen. Unterwegs lassen sich neben einem Hasen und einem Reh, das nur wenige Meter vor uns den Weg kreuzt sogar noch ein Eisvogel und eine ganze Schar junger Eichelhäher blicken.


Zum Schluss der Tour kommt noch einmal Regen auf, den wir als erfrischend angenehm empfinden und der die weitere gewünschte Abkühlung bringt. Nach 4km und etwa 1 ½ Stunden sind wir wieder am Auto und machen uns auf den Heimweg – schließlich wartet unsere Tischreservierung auf uns.
Zum Abendessen gibt es Pfifferlingssuppe und Pfifferlinge mit Linguine für Clemens und eine Auswahl von drei verschiedenen Suppen und Wagyu-Burger für Annika. Sehr lecker aber auch sehr viel, so dass wir danach satt, glücklich und müde ins Zimmer gehen, wo wir schon sehnsüchtig von James erwartet werden. Wir waren aber ja auch fast zwei Stunden weg….

26.07.2022

Heute sind wir faul. In der Nacht fanden wir drei kaum Schlaf, da es im Zimmer stickig warm war und der Morgen begrüßt uns mit Regen, sodass wir nach einer kurzen Hunderunde und dem Frühstück beschließen, noch etwas zu ruhen, bevor es wieder auf Wanderschaft geht. So brechen wir erst gegen späten Mittag auf den Kokenmühlen-Wanderweg zu erobern. Auch dieser entpuppt sich als nicht extravagant, aber trotzdem sehr solide und abwechslungsreich. Die gut 5,5km führen entlang an Feldern und durch Wälder bis hin zu der Kokenmühle, einer alten Wassermühle, die heute zur Stromerzeugung genutzt wird. Man muss sich ja auch mal herausfordern und so machen wir an einem Gerstenfeld halt, um Schwalben im Flug zu fotografieren – mit eher mäßigem Erfolg. Aber Übung macht ja bekanntlich den Meister. Auch James muss mal wieder für ein Foto herhalten. Eigentlich hätte er Bergziege werden sollen, so begeistert klettert er auf alle möglichen Stämme und Wurzeln.


Auf dem Rückweg machen wir noch eine kleine Rast an einer idyllisch gelegenen Wurstbude mitten auf einem REWE-Parkplatz an der Hauptstraße und gegenüber einer Tankstelle. Clemens weiß eben, wie man seine Frau romantisch ausführt… So gestärkt könne wir die Zeit bis zum Abendessen gut mit Fotosichtung etc. überbrücken, bevor dann wieder im Hoteleigenen Restaurant geschlemmt werden darf. Annika verzichtet auf die Vorspeise zugunsten eines Desserts (Wiener Schnitzel und anschließend Schokoküchlein mit Vanilleeis und Erdnussbuttercreme), Clemens isst derweil satt des Hauptgerichtes zwei Vorspeisen und ein Dessert (Tafelspitzconsomme, Beef Tataki und dreierlei Sorbet). Nur der arme Hund muss wieder auf dem Zimmer darben, bekommt dafür aber eine extra große Kaustange, die er später in unserem Beisein auf dem Bett verzehrt.


Ein kleiner Verdauungsspaziergang um die gegenüber dem Hotel gelegenen Fischteiche runden den Tag ab. Wir beobachten Fledermäuse bei der Jagd nach Abendessen, Entenfamilien, die zu ihren Schlafplätzen schwimmen und an einzelnen Schilfstängeln bereits schlafende Libellen.
Was wir morgen machen, wissen wir noch nicht. Spontanität ist schließlich unser zweiter Vorname…

27.07.2022


Schon bricht der letzte Tag an. Diesen lassen wir zunächst gemütlich angehen. Nach einem ausgiebigen Frühstück beschließen wir, dass wir Dümmer und Co auf ein anderes Mal verschieben, da wir vermuten, dass dort doch recht viel los ist. Stattdessen fahren wir ins ca. 25 Km entfernte Goldenstedter Moor, wo eine 5 Km Runde auf uns wartet. Dort gibt es sogar ein Moorinformationszentrum, in dem alles Wissenswerte über das Moor zu finden ist. Dieses macht allerdings erst nachmittags auf, so dass wir gleich loslaufen. Im Goldenstedter Moor wird auch heute noch Torf abgebaut. Befremdlich wie wir finden. Zumal wir auf dem Weg an einem großen Torfwerk vorbeigefahren sind.


Der erste Teil des Weges ist noch sehr unspektakulär und auch ein richtiges Moorfeeling will nicht aufkommen – ein Grasweg zwischen Maisfeld und Dornenhecke. Aber nach zwei Kehren verheißen abgestorbene Birken und ein federnder Untergrund dann doch Gutes. Und richtig, vor und neben uns breitet sich eine morbide Moorlandschaft aus, die allerdings keinesfalls unbelebt ist. Links und recht neben dem Weg tummeln sich unzählige Libellen, zumeist Adonislibellen, so dass wir unsere Kameras zücken und erst einmal ausgiebig Makroaufnahmen machen. Dem Hund wird es dabei schnell langweilig, daher sucht er sich eine sinnvollere Beschäftigung: er pflückt sich selbst reife Brombeeren und vernascht sie genüsslich. Kurze Zeit später tuen wir es ihm ähnlich und laben uns an zuckersüßen, großen Blaubeeren, die dort in Hülle und Fülle wachsen. Eine sehr leckere Stärkung!


Weiter führt uns der Weg an Gräben und Teichen entlang. Rechts vom Weg stehen immer wieder Hinweisschilder mit „Betreten verboten – Naturschutzgebiet“, recht vom Weg stehen Bagger und türmt sich geförderter Torf, am Horizont die Industrieanlagen vom Torfwerk. Man mag sich seinen Teil dabei denken…


Plötzlich eine Bewegung am Wasser: ein Blaukehlchen lässt sich auf einer kleinen Insel nieder. Und auch Schafstelzen, Bachstelzen und ein Bluthänfling suchen Nahrung dort. Nun kommen die großen Teles endlich einmal zum Einsatz. Auch an dieser Stelle vergessen wir schnell die Zeit beim Fotografieren und es gelingen einige schöne Aufnahmen. Nur der Hund erwägt zwischenzeitlich eine Gewerkschaft zu gründen und gegen langweilige Fotostopps bei Spaziergängen in den Generalstreik zu gehen…


Nach einigen intensiven Stunden kehren wir am Nachmittag ins Hotel zurück und sichten erstmal Bilder. Anschließend folgt noch ein kurzer Fotoausflug an die Fischteiche neben dem Hotel. Hier sind es Libellen und andere Insekten, die im Fokus stehen und endlich kommen auch wieder die Makroobjektive zum Einsatz. Auch hier entstehen brauchbare Aufnahmen in wechselndem Licht und mit bunter Vegetation.


Abends geht es dann noch mal ins Alte Amtshaus. Bei leckeren Schweinemedaillons mit Bratkartoffeln und Thymianjus lassen wir den Tag Revue passieren. Während Clemens vorweg eine Kartoffelsuppe isst, langt Annika beim Nachtisch zu. Insgesamt ein leckeres Abendessen.
Morgen heißt es dann Abschied nehmen, aber wir waren sicherlich nicht das letzte Mal hier! Für den Rückweg haben wir noch einen Stopp im Sachsenwald geplant. Aber nun heißt es erstmal ab ins Bettchen!

28.07.2022

Die Abreise steht bevor. Ein letztes Mal geht es zur morgendlichen Hunderunde an die gegenüberliegenden Teiche, dann wird gepackt und nach dem Frühstück losgezogen.  Um auch diesen Tag noch auszunutzen, führt uns unser Weg erst einmal in den Sachsenwald, wo wir nach einer schönen kleinen Wanderung an einem Altarm der Bille in Aumühle einen kleinen Imbiss zu uns nehmen und noch einmal das herrliche Wetter genießen. Auf der Terrasse des Ristorante Italia schlemmen wir mit Blick auf den Mühlenteich Lasagne (Clemens) und Pizza (Annika) sowie Tartufo Bianco und einen Kaffee.


Aber dann geht es endgültig nach Hause – auch hier wieder nicht ohne eine größere Straßensperrung und damit einem ordentlichen Umweg. Aber was soll‘s, wir haben ja Zeit… Fazit: Es war ein wunderbar unaufgeregter Urlaub, James folgt dem Beispiel seines Vorgängers Spyke als perfekter Reisehund und wir freuen uns bereits auf die nächsten freien Tage im September. Und Euch nehme wir dann bestimmt auch wieder mit!

Ende

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